Lausitzer Rundschau: Der Feind im Innern Das konservativste Amerika und der Anschlag von Arizona

Sarah Palin mag ihre Hände in Unschuld waschen.
Persönlich kann sie kaum für jene Wahnsinnstat eines 22-jährigen
US-Amerikaners verantwortlich gemacht werden, die der demokratischen
Kongressabgeordneten Gabrielle Giffords galt und der sechs Menschen
zum Opfer gefallen sind. Aber die Ikone des konservativsten Amerika
hat in den vergangenen Monaten eifrig darin mitgearbeitet, ein
politisches Klima entstehen zu lassen, dass – unabhängig von der
tatsächlichen Motivation im Einzelfall – Gewalt als Mittel der
politischen Auseinandersetzung wahrscheinlicher werden lässt. Die
waffenstarrende Rhetorik der Ex-Gouverneurin von Alaska kommt nicht
von ungefähr. Ebenso wenig die Geschmacklosigkeit, die sie sich bis
vor Kurzem auf ihrer Homepage leistete, indem sie Wahlkreise
politischer Gegner plakativ ins Fadenkreuz nehmen ließ. Palin und mit
ihr die rechtspopulistische Tea-Party-Bewegung stehen für maximale
Zuspitzung, für eine Politik, die derart vereinfacht, dass die Welt
am Ende nur noch aus Freunden und Feinden zu bestehen scheint, die
sich bis aufs Blut bekämpfen. So etwas hat Tradition in der
Republikanischen Partei, von Reagans Reich bis zu Bushs Achse des
Bösen. Für Palin und die Ihren sitzt der Feind einstweilen im Innern
– neben den US-Demokraten im Allgemeinen und dem US-Präsidenten
Barack Obama im Besonderen ist es ein angeblich übermächtiger Staat,
gegen den sie ihre Anhängerschaft in Stellung bringt. Wer so denkt,
der muss natürlich auch die naheliegende Konsequenz aus der jüngsten
Bluttat für reines Teufelswerk halten – die längst überfällige
Verschärfung der US-Waffengesetze, um potenziellen Attentätern
wortwörtlich die Waffe aus der Hand zu nehmen. Also belässt es Frau
Palin lieber dabei, „für Frieden und Gerechtigkeit“ zu beten. Und
dann wird sie wohl weitermachen wie bisher.

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