Lausitzer Rundschau: Die Party geht weiter Zum Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute

Na, dann kann man ja wieder aus dem Vollen
schöpfen. Kräftig die Löhne anheben, kräftig Geld ausgeben.
Deutschland steht schon wieder vor einem Aufschwung, das ist die
große Nachricht des Herbstgutachtens der
Wirtschaftsforschungsinstitute. Dabei waren wir – gefühlt – zuletzt
ja gar nicht in einem Abschwung. Die Dauerparty geht weiter. Warnende
Stimmen wie die des EU-Kommissars Günther Oettinger haben es derzeit
so schwer, beachtet zu werden, wie ein Anti-Alkohol-Plakat in der
Disko. Deutschland sei gegenwärtig ganz auf Umverteilung und
Geldausgeben gepolt, stellte Oettinger fest. Die Regierung dürfe aber
nicht nur über Mindestlöhne und Mindestrente sprechen, sondern müsse
auch darauf achten, dass die Wettbewerbsfähigkeit bestehen bleibe.
Beides also. Es ist ein Blick von außen, und er ist berechtigt. Doch
die meisten Partys enden mit einem Kater, wenn man nicht rechtzeitig
den Absprung schafft. Frankreich, das zu Beginn des Jahrtausends mal
viel dynamischer war als Deutschland, hat das erlebt, Japan sowieso,
auch die USA in der Bankenkrise. Nichts ist für ewig, und nichts
spricht dafür, dass den Deutschen das wirtschaftliche Glück ohne
beständige Anstrengungen immer hold sein wird. Im Gegenteil, die
Rückstände bei den Infrastrukturinvestitionen, bei der Bildung, bei
der Bewältigung des demografischen Wandels und beim Schuldenabbau
bauen sich gerade zu einem Problemberg auf. Wenn die geplante Große
Koalition gut ist, dann wird sie neben einigen sozialen Korrekturen,
die notwendig und möglich sind, auch ernsthaft damit beginnen, diesen
Berg abzutragen. Bei aller Partylaune.

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