Lausitzer Rundschau: Die Zukunft verspielt Zur Wiederwahl von BdV-Präsidentin Erika Steinbach

Die Wiederwahl von Erika Steinbach war so
frappierend eindeutig, dass die hypothetische Frage erlaubt sei: Was
wäre der Bund der Vertriebenen ohne seine langjährige Präsidentin?
Zwei Antworten sind denkbar. Variante 1: Der Bund der Vertriebenen
(BdV) hätte ohne Steinbach längst noch stärker an gesellschaftlicher
Bedeutung verloren, als dies ohnehin der Fall ist. Steinbach hat dem
BdV und dem Anliegen der Vertriebenen Aufmerksamkeit verschafft. Und
es kann schließlich keinen Zweifel daran geben, dass das über
Jahrzehnte hinweg viel zu wenig gewürdigte Leid von Millionen
Menschen öffentliche Anteilnahme verdient. Ohne Steinbach, so ließe
sich mutmaßen, hätte sich der BdV längst überlebt. Variante 2:
Denkbar wäre aber auch, dass der Bund der Vertriebenen ohne die
Reizfigur Steinbach inzwischen gesellschaftlich viel stärker
verankert wäre. Die Tatsache, dass das Leid der Deutschen kein Leid
zweiter Klasse ist, ist ja mittlerweile weithin anerkannt. Ihren
Ausgangspunkt nahm die Tragödie allerdings 1939 im eigenen Land. Eine
BdV-Führung, die diese einfache Wahrheit verinnerlicht und glaubhaft
nach außen transportiert hätte, wäre mit der Idee eines „Sichtbaren
Zeichens gegen Vertreibung“ auf deutlich weniger Widerstand gestoßen
als Erika Steinbach. Ohne sie hätte sich der BdV womöglich eine
Zukunft sichern können, die nicht vom Zeugnis der Erlebnisgeneration
abhängt. Doch für Gedankenspiele dieser Art scheint es ohnehin zu
spät zu sein. Erika Steinbach hat den richtigen Zeitpunkt verpasst,
den Vertriebenenverband aus der Welt der ewigen Rückschau in die Welt
der Gegenwart zu führen. Das Mittel dazu hätte das „Sichtbare
Zeichen“ sein können. Steinbach hätte nur mutig einige Schritte auf
ihre Widersacher zugehen müssen. Stattdessen hat sie sich für die
Konfrontation entschieden. Ihre unsäglichen Angriffe auf Wladyslaw
Bartoszewski, die Ikone der deutsch-polnischen Aussöhnung, und ihre
wirren Reden über die polnische Mobilmachung 1939 haben Steinbach ins
Abseits katapultiert. Auf solch niedrigem Niveau hat der BdV keine
Zukunft.

Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau

Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de