Lausitzer Rundschau: Durchhaltefähigkeit gefragt Zum Jahresbericht des Wehrbeauftragten

Was sollte jemanden locken, freiwillig den Beruf
Soldat zu ergreifen? Zumal wenn er solche Berichte über Missstände
und Unzulänglichkeiten liest, wie der Wehrbeauftragte am Dienstag in
Berlin wieder einen veröffentlichte. Die berufliche Sicherheit und
die Aufstiegschancen könnten es sein. Doch derzeit werden Offiziere
und Zivilkräfte bei der Bundeswehr in großer Zahl entlassen – wenn
auch mit einem goldenen Handschlag -, um die Armee zu verkleinern.
Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie? Kinder haben und groß
ziehen, ein normales Leben, nichts ist angesichts der zahlreichen
Versetzungen und Auslandseinsätze ferner. Dazu kommen die vielen
geplanten Standortschließungen, die neue Umzüge mit sich bringen
werden. Die Faszination Technik? Das reizt viele, doch wird gerade
gespart an allen Ecken und Enden. Vielfach ähnelt die Bundeswehr mehr
einer Landmaschinenschlosserei als einer High-Tech-Firma. Die
Verantwortung? Die wäre ein starker Grund, doch der Rückzug aus
Afghanistan, ohne dort wirklich einen Erfolg erreicht zu haben, ist
nicht gerade vorbildlich. Und die abschätzige innenpolitische Debatte
über die Auslandseinsätze motiviert auch nicht. Nach der abrupten
Umstellung von der Wehrpflichtigen- zur Freiwilligenarmee beginnt für
die Bundeswehr jetzt die schwierigste Phase, die des Übergangs. Und
der sonstige Arbeitsmarkt lässt zurzeit nicht viele Bewerber übrig.
Jetzt ist die Durchhaltefähigkeit der Politik gefragt, vor allem ihre
Fantasie und ihre Kreativität. Ein bisschen Werbekampagne wird da
nicht reichen. Sehr wahrscheinlich wird man für das geplante
Attraktivitätsprogramm wesentlich mehr Geld und mehr Zeit brauchen,
als man bisher dachte.

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