Lausitzer Rundschau: Ein Affront Bericht zum Absturz polnischer Präsidentenmaschine

Warum musste der polnische Präsident Lech
Kaczynski sterben? Wie konnte es zu der Flugzeugkatastrophe von
Smolensk kommen? Die Meinungen darüber klaffen zwischen Moskau und
Warschau weit auseinander. Der gestern abrupt präsentierte
Abschlussbericht der vom Kreml gesteuerten Untersuchungskommission
schiebt die Schuld eiskalt den Polen zu. Die Präsidentenmaschine habe
im dichten Nebel auf Druck eines angetrunkenen Luftwaffengenerals zum
Landeanflug angesetzt – ein tödlicher Fehler. Das ist wahr.
Möglicherweise hatte sogar Lech Kaczynski selbst seine Finger im
Spiel. Richtig ist auch, dass die Piloten schlecht trainiert und der
Situation nicht gewachsen waren. Doch es gibt eben auch die andere
Seite der Medaille. Der Flughafen in Smolensk befand sich in einem
miserablen Zustand. Im Tower hatte nicht der Lotse, sondern ein
russischer Offizier das Sagen. Nach Rücksprache mit Moskau traute er
sich nicht, die Landung der hochrangigen Besucher auf dem
Militär-Airport zu verbieten. Wer mit gesundem Menschenverstand die
Fakten betrachtet, wird zu dem Schluss kommen, dass an jenem
verhängnisvollen Morgen des 10. April beide Seiten versagt haben.
Doch die russischen Ermittler beschränken sich auf ihre Sicht der
Dinge und provozieren damit vehemente Reaktionen in Warschau. Zu
Recht empören sich die Polen auch über die russische
Überrumpelungstaktik. Die erst kurz zuvor angekündigte Präsentation
des Berichts ist ein Affront. Ob dahinter die im Kreml übliche
Ignoranz der Mächtigen steckt oder politisches Kalkül, ist unklar.
Fatal ist das Moskauer Vorgehen in jedem Fall. Denn die Katastrophe
von Smolensk hatte Russen und Polen in der Trauer um die Toten
geeint. Die Kontroverse um die Unglücksursachen hat jedoch das Zeug,
beide Völker erneut gegeneinander aufzubringen. Für die
Ost-West-Beziehungen in Europa verheißt das nichts Gutes. Es bleibt
zu hoffen, dass die polnische Regierung Besonnenheit walten lässt.

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