Das vergleichsweise milde Berufungsurteil gegen
den russischen Oppositionellen Alexej Nawalny kam wenig überraschend.
Bereits die Freilassung unmittelbar nach dem Schuldspruch im Sommer
hatte das Kalkül des Kremls, der die Fäden der Justiz in Russland
zieht, offenbart. Nawalny ist für Präsident Wladimir Putin ein
Feigenblatt seiner uneingeschränkten Herrschaft. Krasser formuliert:
Er ist ein nützlicher Idiot. Nawalny ist derzeit kein ernst zu
nehmender Herausforderer für den Kreml. Im Gegenteil: Der im Westen
gefeierte Oppositionspolitiker ist in Wahrheit ein Nationalist reinen
Wassers. Immer wieder hat er in der Vergangenheit die
Fremdenfeindlichkeit in Russland geschürt. So war es im Juli, als in
der südrussischen Stadt Pugatschow ein Tschetschene einen russischen
Soldaten erstach und Russen daraufhin kaukasische Kaffeehäuser
stürmten. Die jüngsten rassistischen Ausschreitungen in Moskau
belegen, welch große Sprengkraft der weit verbreitete russische
Nationalismus hat. Es kann deshalb nicht in Putins Sinn sein, eine
Opposition von rechts gegen sich entstehen zu lassen. Nicht von
ungefähr hat er in den vergangenen zwei Jahrzehnten den faschistoiden
Politclown Wladimir Schirinowski gewähren lassen.
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