Auch wenn noch nicht alle Eltern sofort den
Wunsch-Krippenplatz finden werden, vor allem nicht in den Großstädten
– unter dem Strich ist der Krippenausbau eine großartige
Erfolgsgeschichte. Für Westdeutschland, nicht für den Osten, wo es
dieses System schon immer gab. In nur zehn Jahren ist es gelungen, in
der alten Bundesrepublik praktisch flächendeckend eine komplett neue
Bildungssäule zu errichten, die längst überfällig war. Das ist das
Verdienst von SPD und Grünen, die damit zu ihrer Regierungszeit
begannen und später den Rechtsanspruch auf Betreuung für unter
Dreijährige durchgesetzt haben. Er hat dem Ausbau erst richtig Schub
gegeben. Es ist aber ebenso auch das Verdienst von Ursula von der
Leyen, die diese Bildungsrevolution in der CDU durchgesetzt und damit
in ganz Deutschland gesellschaftsfähig gemacht hat. Angela Merkel hat
das abgedeckt. Kein Verdienst an der Entwicklung hat die CSU, die das
Ausbauprogramm anfangs nicht wollte und später mit ihrem unsinnigen
Betreuungsgeld zu konterkarieren versuchte. Auch haben nicht alle
Bürgermeister, Landräte oder auch Ministerpräsidenten den
Krippenausbau gleich engagiert bei sich umgesetzt. In so manchen
Gegenden hat erst der Druck der Eltern für ein Umdenken gesorgt. Er
muss anhalten, damit es weitergeht. Erst wenn es ein bedarfsgerechtes
Angebot gibt, nach Möglichkeit gebührenfrei, gibt es echte
Wahlfreiheit. Natürlich ist in der Regel eine Betreuung in der
Familie vorzuziehen. Aber diese klassische Familie gibt es kaum noch.
Und wo es sie gibt, können die Eltern nach der Arbeitswirklichkeit
und nach ihren Ansprüchen eine Kindererziehung daheim nicht ohne
große Abstriche verwirklichen. Für viele Kinder, zumal für
Einzelkinder, ist es zudem besser, in einer Krippe mit Gleichaltrigen
und betreut durch ausgebildete Fachkräfte Anregungen zu erhalten, als
zu Hause zu bleiben. Die Krippen müssen als frühkindliche
Bildungseinrichtungen die vielfach fehlenden Kompetenzen der Familien
ersetzen. Umso höher müssen die Qualitätsanforderungen sein, die an
sie zu stellen sind. So schnell wie der Ausbau vonstatten ging, kann
die Qualität gar nicht stimmen. Es fehlen Erzieherinnen und vor allem
Erzieher, es fehlen flexible Öffnungszeiten. Das große Projekt
Krippenausbau ist noch lange nicht fertig. Und das nächste ruft
schon: Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule.
Denn die Situation der Familien hat sich nicht verändert, wenn die
Kinder größer geworden sind.
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