Für Angela Merkel war es ein Woche zum Vergessen.
Erst plauderte FDP-Wirtschaftsminister Rainer Brüderle aus, dass die
Atomwende keine ist. Das erste Bauernopfer der Brüderleschen
Ehrlichkeit wurde am Freitag schon gefunden: der Hauptgeschäftsführer
des Bundesverbandes der deutschen Industrie, Werner Schnappauf, der
eigentlich versucht hatte, in der Affäre um die Indiskretion zu
retten, was nicht mehr zu retten gewesen ist. Peinlich ist das alles
für den einflussreichen Wirtschaftsverband, aber nicht minder
peinlich ist es auch für Brüderle. Und jetzt meldet sich noch Helmut
Kohl mit einer Breitseite zu Wort, die Angela Merkel erst einmal
verdauen muss. Der Patriarch schlägt zurück – mit den gleichen
Mitteln. Sein Text in der „Bild“-Zeitung erinnert stark an Merkels
Vorgehen 1999, als sie Helmut Kohl in der Spendenaffäre mit einem
Artikel in der FAZ endgültig den Stuhl vor die CDU-Türen stellte. Der
Altkanzler wendet sich nun ebenso demonstrativ gegen die neue
Atompolitik seiner Nachfolgerin im Kanzleramt und im
CDU-Parteivorsitz. Wenn der Pfälzer irgendwo besonders viel
Hochachtung genießt, dann in den Ländern, wo gewählt wird – in
Rheinland-Pfalz und in Baden-Württemberg. Seine Worte dürften dort
nicht ignoriert werden. Außerdem liest sich Kohls Text wie ein
Argumente-Katalog für all jene, die bereits die konservativen Messer
wetzen, falls die Union in ihrem Kernland Baden-Württemberg aus der
Regierung gefegt wird. Kohl befeuert deutlich die Vorbehalte jener in
der Partei, die Merkel immer vorwerfen, sie habe die CDU zu einem
profillosen Verein gemacht. Genau das macht seine Einmischung so
gefährlich für die Kanzlerin.
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