Lausitzer Rundschau: Es mangelt an Konsequenzen Neue Bildungsstudie vorgestellt

Bis zur Bildungsrepublik Deutschland, die Angela
Merkel einst ausgerufen hat, ist es noch ein weiter Weg. Legt man den
aktuellen Leistungsvergleich über die mathematischen und
naturwissenschaftlichen Fähigkeiten der Neuntklässler zugrunde, dann
herrscht scheinbar bildungspolitische Kleinstaaterei. Entgegen vielen
anderen Rankings liegen diesmal die ostdeutschen Länder durchweg vor
denen im Westen. Die Sachsen können am besten rechnen, die Bremer
erhalten eine glatte Sechs. Ähnlich groß sind die Unterschiede in
Biologie, Chemie und Physik. Doch was bringen solche Vergleiche? Wenn
man weiß, dass die untersuchten Fächer in ostdeutschen Schulen im
Schnitt öfter auf dem Stundenplan stehen als in den alten Ländern,
dann kann das Ergebnis schon weniger erstaunen. Und wer sich die
unterschiedlichen Anteile von Migranten im Land vor Augen hält, der
muss sich nicht wundern, dass auch Berlin schlechte Noten bekommt.
Denn dort sind Schüler deutscher Eltern in vielen Klassen nur noch
eine kleine Minderheit. Hätte man Regionen mit ähnlichen Problemen
verglichen, wäre das Ergebnis aussagekräftiger gewesen. Eine
Erkenntnis hat allerdings nichts mit der Himmelsrichtung zu tun:
Überall in Deutschland entscheidet die soziale Herkunft über das
persönliche Lernniveau maßgeblich mit. Wer aus ärmeren Schichten
kommt, der hat eine Bildungslücke von bis zu drei Schuljahren
gegenüber Gleichaltrigen aus wohlhabenden Elternhäusern. Diese
Erkenntnis ist allerdings auch nicht gerade sensationell. Sie wurde
schon in unzähligen Studien zutage gefördert. Ein Bildungsexperte
brachte es am Freitag drastisch auf den Punkt: Ein Schwein wird nicht
fetter, wenn man es andauernd wiegt. Soll heißen: Es gibt keinen
Mangel an Erkenntnissen über den Bildungsbereich, aber es mangelt an
praktischen Konsequenzen.

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