Eines muss man Angela Merkel lassen: In ihrer
Regierungserklärung hat es die Kanzlerin endlich einmal nicht an
klaren Worten fehlen lassen. Freilich hat die Opposition mit ihrer
Kritik an der Kanzlerin weitgehend recht. In den vergangenen 18
Monaten hat sie ein ums andere Mal ihren Kurs und ihre Einschätzungen
deutlich korrigiert. Sie hat viele falsche Rücksichten genommen, auch
auf Wähler. Sicher, die Schuldenkrise hat immer neue finanztechnische
Probleme aufgeworfen, die in ihrer Komplexität wohl noch nicht einmal
von Vollprofis durchschaut werden. Die eine Lösung gibt es nicht.
Aber etwas mehr Wahrheit in eigener Sache hätte man gestern schon von
der Kanzlerin verlangen können. Das bedeutet nicht, dass SPD und
Grüne es besser gemacht hätten. Im Nachhinein ist man auf der Seite
der Opposition natürlich immer schlauer. Und vergessen werden darf
nicht, dass sie in ihrer Regierungszeit einen erheblichen Beitrag
dazu geleistet hat, dass das Schulden- und Eurodrama überhaupt
entstehen konnte. Jetzt daher den Oberlehrer zu spielen, ist
wohlfeil. Mehr Ehrlichkeit, mehr offene Selbstkritik, dass würde der
Politik insgesamt gut tun. Und vielleicht für mehr Vertrauen beim
Bürger sorgen, dass die Krise irgendwann bewältigt sein wird.
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