Das Schweizer Votum zu Zuwanderungs-Grenzen für 
EU-Bürger muss Konsequenzen haben. Denn die Personenfreizügigkeit und
der Zugang zum europäischen Binnenmarkt sind zwei Seiten einer 
Medaille. Man kann nicht einseitig Grenzen dichtmachen und 
gleichzeitig vom freien Warenverkehr profitieren wollen. Die EU darf 
sich dieser dreisten Rosinenpickerei mit fremdenfeindlichem Einschlag
nicht beugen. Sie muss klarstellen, dass die Bewegungsfreiheit eine 
nicht verhandelbare Grundlage der EU ist. Und dass deren 
Einschränkung nicht ohne Auswirkungen für die Wirtschaftsbeziehungen 
bleibt. Die Schweiz profitiert von ihrer engen Anbindung an die EU: 
Die Gemeinschaft ist der mit Abstand wichtigste Handelspartner. Rund 
80 Prozent der schweizerischen Importe stammen aus der EU, und rund 
60 Prozent ihrer Exporte gehen in die EU. Die Wirtschaft ist auf 
ausländische Fachkräfte ebenso angewiesen wie auf freien 
Güterverkehr. Deshalb muss die EU nun ein Exempel statuieren – und 
der Schweiz deutlich demonstrieren, dass sie sich mit dem Votum 
selbst schadet. Denn: Die Schweiz hat vor Jahren sieben Verträge mit 
der EU im Paket geschlossen. Wer einen kündigt, kündigt alle auf, 
muss das Prinzip nun lauten. Dass ist auch als Signal an Populisten 
und Anti-EU-Kräfte innerhalb der Gemeinschaft wichtig. Sie schauen 
sich sehr genau an, was nun mit der Schweiz passiert. Geert Wilders 
und Marine Le Pen predigen den Austritt ihrer Länder aus der EU als 
Weg zu Wohlstand und Wachstum. Großbritannien will das Volk über den 
weiteren Verbleib in der EU abstimmen lassen. Das Prinzip der 
Anti-Europäer heißt: EU-Lasten loswerden, aber EU-Handelsvorteile 
behalten. Die Union muss jetzt klar machen, dass dies keine Option 
ist. Die EU ist eine Solidar- und Wertegemeinschaft, keine à la carte
Veranstaltung für Profit-Optimierer. Belohnt Brüssel letztere, setzt 
die EU damit Fliehkräfte in Gang, die ihre Existenz bedrohen könnten.
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