Natürlich ist es schwer erträglich, wenn sich
Pendler in überfüllten Bahnen sich drängeln, wenn sie auf den
Bahnhöfen nicht weiterkommen, wenn sie im Stau stehen, weil sie aufs
Auto ausgewichen sind. Die Gewerkschaften Transnet und GBDA haben
sich bemüht zu versichern, sie wollten nicht die Kunden treffen. Aber
ohne deren Zorn, ohne deren Leid, ohne deren Drohung, auf andere
Verkehrsmittel auszuweichen, ist nun mal kein Arbeitgeber in Bewegung
zu bringen. Der Warnstreik im Regionalverkehr trifft im Grunde die
Falschen: die staatliche Deutsche Bahn AG und deren Kunden. Das ist
so, weil die DB der Marktführer ist. Doch die zahlt Löhne, wie sie
die Gewerkschaften alles in allem wollen. Die „Übeltäter“ sind aus
Sicht der Gewerkschaften die privaten Anbieter. Die sind weitgehend
darauf angewiesen, vor allem über den Faktor Lohn ihre sonstigen
Kostennachteile auszugleichen. Denn sie sind so klein, dass sie den
Rabatten der DB beim Strom und den Fahrzeugen nur neidvoll hinterher
schauen können. Und es gibt genug glaubwürdige Berichte, die von der
angebotenen Pünktlichkeit der privaten Anbieter schwärmen, der
geringeren Zahl von Haltepunkten, der schnelleren Verbindung in
moderneren Wagen. Die DB hat das als so bedrohlich empfunden, dass
auch sie mit neuen Gesellschaften und außertariflich bezahlten
Mitarbeitern in die Ausschreibungen gegangen ist. Das gibt der sehr
bahnnahen Gewerkschaft Transnet den Grund, auch die DB zu bestreiken.
Doch im Grunde fände Transnet es schön, wenn alles so wie früher
bliebe: ein Anbieter mit Monopolanspruch, bei dem eine
Großgewerkschaft die Sozialstandards setzte. Eine Branche also, in
der Wettbewerb keinen Platz hätte. Auch wenn wir Pendler heute früh
wegen des Warnstreiks frieren und genervt sind: Wir frieren für den
Wettbewerb. Das kann nur gut für uns sein, jedenfalls auf längere
Sicht.
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