Man kann ja durchaus nachvollziehen, dass die
Union eine Rezeptfreiheit für die „Pille danach“ ablehnt. Wenn man
die Sache nicht medizinisch, sondern ideologisch durchdenkt. Dann
entspricht diese Haltung der konservativen Sexualmoral, die CDU und
CSU nach wie vor grundsätzlich für sich postulieren. Beim Nein zur
rezeptfreien „Pille danach“ ist es also genauso wie beim Nein zur
vollständigen Gleichstellung homosexueller Lebenspartnerschaften oder
dem Nein zu einer liberaleren Suchtpolitik: Es sind die letzten
identitätsstiftenden Schlachten, die die vielfach markenkernlose
Union schlägt. Deswegen die sture Haltung, die sich am Donnerstag
auch im Bundestag noch einmal teilweise gezeigt hat und die die Große
Koalition entzweit. Nur: Die Bürger sind durch die Kämpfe der
70er-Jahre um Abtreibung und Verhütung gereift, sie wollen sich auch
in Fragen der sexuellen Selbstbestimmung nicht mehr als nötig
staatlich einengen oder sogar gängeln lassen. Die Union weigert sich
noch, dies anzuerkennen. Das ist ein Fehler. Zumal auch die
überwiegende Mehrheit der Experten die „Pille danach“ ohne Rezept
befürwortet. So wie in anderen Ländern auch. Ein ungeborenes Kind
wird nicht geschädigt, denn es geht nicht um Abtreibung, sondern die
Einnahme verhindert nur eine Schwangerschaft. Medizinisch gilt die
Tablette überdies als weitgehend problemlos. Auch würde der Verkauf
durch Apotheken an Frauen in einer Notlage an eine Beratungspflicht
gekoppelt. So ließe sich im Ansatz klären, ob eine Betroffene das
Medikament auch tatsächlich benötigt. Die Liste der Pro-Argumente ist
nicht nur lang. Sie ist vor allem überzeugend.
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