Der überraschend gefundene Kompromiss zur
künftigen Honorarhöhe für die rund 150 000 niedergelassenen Ärzte kam
spät, aber offenbar noch rechtzeitig genug, um demonstrative
Praxisschließungen in ganz großem Stil zu verhindern. Nur einige
wenige Tausend Mediziner hielten am Mittwoch an ihren Protesten fest.
Dem Patienten muss auch das befremdlich erscheinen. Gut eine
Milliarde Euro mehr für die Praxisärzte, das ist üppig. Der Eindruck
vom raffgierigen Halbgott in Weiß wird dadurch jedenfalls nicht
zerstreut. Freilich ist er nicht ganz berechtigt. Mittlerweile weiß
wohl auch der interessierte Laie, woran es wirklich hakt: Die
Unzufriedenheit vieler Ärzte resultiert aus der ungerechten
Verteilung der Honorar-Milliarden. Während in Praxen mit teurer
Apparate-Medizin überdurchschnittlich gut verdient wird, müssen sich
etwa Hausärzte oder Psychotherapeuten mit einem eher mäßigen Salär
begnügen. Und das, obwohl gerade die „sprechende Medizin“ dem
Patienten häufig mehr hilft als der letzte Schrei der Technik. Der
Beseitigung dieses Ungleichgewichts trägt die jetzige Übereinkunft
bei der Vergütung ein wenig Rechnung, indem benachteiligte
Ärztegruppen künftig etwas stärker zum Zuge kommen. Wer indes die
Forderung nach einer Aufhebung aller Budgets bei den ärztlichen
Leistungen erhebt, der hat die Rechnung ohne den Beitragszahler
gemacht. Gerade im Gesundheitswesen schafft nicht selten erst das
Angebot die Nachfrage. Das heißt, ökonomisch kann es für einen Arzt
sehr attraktiv sein, die Behandlungen massiv auszuweiten. Das gilt
besonders bei der Geräte-Medizin. Würden hier alle Schranken fallen,
wäre eine Kostenexplosion programmiert.
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