Wer in diesen Tagen an Universitäten oder Schulen
die globalisierte Welt erklären will, findet in der Lausitz ein
Musterbeispiel. In Schweden – weit weg, könnte man denken – tobte in
den vergangenen Wochen der Wahlkampf, was mit der Lausitz zunächst
einmal nichts zu tun hat. Ein wichtiges Wahlkampf-Thema: die
Energiegewinnung. Forderungen, der schwedische Staatskonzern
Vattenfall soll sich aus der Braunkohleverstromung zurückziehen,
kamen gleich aus mehreren Lagern, sogar vom schwedischen
Umweltminister. Und das hat wiederum sehr viel mit der Lausitz zu
tun. Es ist allerdings noch viel zu früh, in Panik zu verfallen, sich
die Haare zu raufen oder – je nach Standpunkt – zu frohlocken. Von
heute auf morgen werden die Schaufelräder nicht still stehen, selbst
wenn sich Vattenfall tatsächlich irgendwann einmal mit konkreten
Rückzugsplänen beschäftigen sollte. Die Nervosität, die das Thema in
Brandenburg ausgelöst hat, ist dennoch berechtigt. Denn es ist auch
ohne den schwedischen Wahlkampf Zeit, sich Gedanken über die
langfristige Zukunft der Lausitz zu machen. Dass die Region in
vielerlei Hinsicht von regional nicht steuerbaren Entwicklungen
abhängig ist, heißt schließlich nicht, dass sie starr vor Schreck
passiv der Dinge harren muss, die da kommen. Im Gegenteil: Gerade
aufgrund der vielen Abhängigkeiten muss sich die Lausitz so viel
Einfluss wie nur möglich sichern. Sie muss eine langfristige
Wirtschafts- und Kulturpolitik betreiben. Die Abgeordneten der
Region, die in Potsdam und Berlin in den Parlamenten sitzen, Menschen
aus Wirtschaft, Kultur und die Heimatzeitung als Forum, in dem
Meinungen und Ideen zusammenlaufen und ausgetauscht werden – sie alle
haben eine große Verantwortung. Es geht um die Lausitzer Zukunft. Und
Zukunft ist immer, ganz gleich, ob man sie über sich ergehen lässt
oder mitgestaltet. Die Vattenfall-Diskussion in Schweden bietet die
Gelegenheit, weit über das Energie-Thema hinauszudenken: Wie sieht
sie aus, die Lausitz unserer Kinder und Kindeskinder?
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