Noch nie gab es in der Lausitz in einem Jahr so
häufig Hochwasser. Gleich drei Mal schwollen Spree, Neiße oder
Schwarze Elster zu bedrohlicher Höhe an. Tausende Menschen waren
tagelang im Einsatz, um den Wassermassen mit Sandsäcken Paroli zu
bieten. Nicht jeder Deichabschnitt hielt, doch gemessen an der
ungewöhnlichen Gesamtsituation fällt die Bilanz verhältnismäßig gut
aus. Niemand verlor sein Leben, nur sehr wenige Menschen mussten
evakuiert werden, die Sachschäden blieben in einem überschaubaren
Rahmen. Das organisatorische Zusammenspiel von Helfern und Behörden
wurde durch den Ernstfall so intensiv geprobt wie nie zuvor. Doch das
Flutjahr 2010 in der Lausitz hat den Politikern in Brandenburg und
Sachsen auch einen klaren Auftrag erteilt. Der weitere Ausbau des
Hochwasserschutzes muss zügig vorangetrieben werden. Personelle
Engpässe in Behörden oder Abstimmungsversäumnisse sind beispielsweise
keine Entschuldigung dafür, dass regelmäßig bei Neißehochwasser
Häuser in Guben geflutet werden. Das Hochwasser hat gerade an der
Schwarzen Elster jedoch auch etwas anderes wieder deutlich gemacht.
Unser langfristiger Umgang mit den Flüssen entscheidet ganz
wesentlich mit darüber, wie gut wir die Wasserläufe im Krisenfall
beherrschen. Die Flüsse einfach mit immer höheren Deichen regelrecht
einzumauern ist keine Lösung. Das scheitert schon daran, dass in den
von Wasserläufen durchquerten Städten dafür kein Platz ist. Es führt
deshalb kein Weg daran vorbei, überall ausreichend
Überflutungsflächen zu schaffen, in die Hochwasser im Notfall
abgeleitet werden kann. Das wird nicht jedem gefallen, dessen Wiesen
oder Äcker dafür gebraucht werden. Rechtzeitige Gespräche mit allen
Beteiligten vor Ort können dabei helfen Konflikte zu vermeiden. Die
Häufigkeit der ungewöhnlich starken Regenfälle in diesem Jahr mit
Hochwasserfolge beweist außerdem, dass niemand voraussagen kann, wann
die Flüsse wieder anschwellen. Extreme Wetterlagen scheinen häufiger
zu werden. Vielleicht ist nun viele Jahre lang Ruhe, vielleicht aber
auch nur für wenige Monate. Und beim nächsten Spreehochwasser wird
bestimmt nicht wieder gerade die Spremberger Talsperre wegen
Bauarbeiten besonders leer sein, um Schlimmes zu verhüten. Die Zeit
drängt.
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