Die Bundeskanzlerin ist nur knapp um weiteren Hohn
herumgekommen: Das sei noch nicht das letzte Wort, hatte sie gesagt,
als ihr liberaler Bundeswirtschaftminister staatliche Bürgschaften
für Opel absagte. Zu Frau Merkels Glück war es nun doch das letzte
Wort: Wie hätte die für Bürgschaften kämpfende Kanzlerin dagestanden,
nachdem Opel nun die Anträge zurückgezogen hat? Rund eineinhalb Jahre
Antragsverfahren hat Opel ausgehalten und dabei zum Schluss viele ins
Bockshorn gejagt. Die Mutter General Motors verdient wieder Geld,
fühlt sich börsenreif, ist liquide, hatte den offenkundigen
Notverkauf von Opel schon im November vorigen Jahres gestoppt. Einem
solchen Unternehmen muss man nicht helfen. Mit dem Rückzug aus den
Bürgschaftsanträgen ist wieder einiges ins Lot gekommen. Es sollte
klarer geworden sein, wer für was verantwortlich ist. Die Gefahr,
dass sich Opel mit dem Staat im Rücken billiger finanzieren kann als
VW und Ford und Daimler, ist gebannt. Wettbewerbsverzerrungen sollte
es nicht mehr geben. Das Selbstbewusstsein der Opelaner kann wieder
wachsen. Die Mutter GM sollte gelernt haben, eine Tochter wie Opel
nicht an der kurzen Leine zu führen, sie nicht mit kurzfristigem
Quartalsgewinn-Denken daran hindern, moderne Autotechniken zu
entwickeln. Und Regierungen sollten sich von Unternehmen nicht aufs
Glatteis führen lassen, erst recht nicht von solchen, deren
Zahlenwerk allen Transparenzgeboten Hohn spricht. Wenn sie was tun
wollen, dann dies: Mit Bochum und Eisenach darüber nachzudenken,
welche alternativen Industrien dort langfristig angesiedelt werden
können.
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