Im Moment scheint ein Einwanderungsgesetz, das den
geregelten Zuzug gut Qualifizierter mit einem Punktesystem erlaubt,
völlig überflüssig zu sein. Deutschland hat durch Kriegsflüchtlinge,
Asylbewerber und Arbeitsuchende Bürger aus Süd- und Osteuropa schon
genug Einwanderung. Es steht auf Platz zwei der Welt. Das
unterscheidet uns zum Beispiel von Kanada, das weitgehend isoliert
auf der Weltkarte liegt. Anders als dort wäre die Quote für den
gesteuerten Zuzug Qualifizierter hierzulande derzeit praktisch gleich
null. Dennoch ist das von der SPD und jungen Christdemokraten
geforderte Einwanderungsgesetz nicht sinnlos, wie Innenminister
Thomas de Maizière meint. Erstens muss es mit dem ungeordneten
Zustrom nicht so bleiben, und dann werden die Firmen nach Leuten
betteln, auch nach Billigarbeitern. Zweitens würde Deutschland mit
einer solchen Regelung aktiv eintreten in den längst laufenden
Wettbewerb um die besten Köpfe der Welt, der auch über die Zukunft
des Landes entscheidet. Derzeit machen zum Beispiel asiatische
Experten noch einen weiten Bogen um die Republik. Und drittens,
vielleicht am wichtigsten, gäbe es auch den Deutschen selbst ein
Signal. Bisher ist Deutschland zwar ein Einwanderungsland, jedoch
wider Willen. Die Reaktion ist Abwehr. 50 unterschiedliche
Aufenthaltstitel zeugen davon. Mit einem solchen Gesetz wäre
Deutschland aus freien Stücken und ganz bewusst ein Zuzugsgebiet. Das
ergäbe ein ganz anderes innenpolitisches Klima, in dem dann auch mehr
für die Integration getan würde. Und die Zuzügler würden sich der
deutschen und europäischen Kultur stärker öffnen, wenn sie wüssten,
dass sie willkommen sind – und bleiben sollen.
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