Krise? Welche Krise? Die Nachrichten vom deutschen
Arbeitsmarkt trotzen Monat für Monat der verbreiteten
Untergangsstimmung. Derzeit steuert das Land auf die magische Marke
von 2,5 Millionen Erwerbslosen zu. Die Bundesrepublik – eine heile
(Arbeits-)Welt? Mitnichten! Tatsache ist, dass sich die deutsche
Wirtschaft seit Jahren in einer stabilen Verfassung präsentiert. Das
ist fantastisch, kann sich aber in Zeiten weltwirtschaftlicher
Verwerfungen jederzeit ändern. Tatsache ist auch, dass die
Bevölkerung in der Bundesrepublik unvermindert altert. Das ist
weniger schön und wird sich zu allem Überfluss kaum schnell ändern.
Dazu spricht die Geburtenstatistik seit Jahren eine zu eindeutige
Sprache. Wer sich also von der Schönheit des Augenblicks nicht
blenden lässt, wird erkennen: Deutschland kommt an weiterer
Zuwanderung nicht vorbei, wenn es seinen Wohlstand für die Zukunft
sichern will. Wie schlimm es 50 Jahre nach der Ankunft der ersten
Gastarbeiter um das Einwanderungsland Deutschland bestellt ist,
zeigen die Erfahrungen mit der neuen Freizügigkeit für osteuropäische
Arbeitnehmer. Jeder in den acht östlichen EU-Staaten, der dies
möchte, kann seit einem halben Jahr ins gelobte Land zwischen Rhein
und Oder kommen und sich einen Job suchen. Das Dumme ist nur: Niemand
möchte! Polen, Ungarn und Esten winken dankend ab. Deutschland? Nicht
attraktiv genug! Es bleibt nur die Hoffnung, dass die Wirtschaft mit
ihren Forderungen nach flexibleren Strukturen auf dem Arbeitsmarkt
und im Bildungsbereich bei der Politik Gehör findet. Viel spricht
allerdings nicht dafür. Der Trend geht in eine andere Richtung. Am
liebsten würden die meisten Bundesbürger den Euro und die
Globalisierung auf den Müllhaufen der Geschichte verbannen und sich
in ihrer (noch) heilen Welt einmauern. In einem solchen Klima lässt
sich kaum eine neue Willkommenskultur entwickeln, wie sie dringend
nötig wäre, um die klügsten Köpfe nach Deutschland zu locken. Krise?
Ja, Krise. Deutschland steuert mutwillig selbst hinein.
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