Zwei Seelen wohnen in der Deutschen Brust: Sie
möchte die Energiewende haben, aber gleichzeitig auch billigen Strom.
Ökolust und Strompreisfrust. Aber es ist nicht umsonst, wenn man
Atom- und Kohlekraftwerke abschaltet und auf neue Techniken setzt,
die erst noch großindustriell weiterentwickelt werden müssen. Es wird
nicht günstiger, wenn man neben dem vorhandenen Versorgungssystem ein
zweites aufbaut und beide nebeneinander her produzieren müssen. Das
war eigentlich immer klar. Mit der gestrigen Erhöhung der
Ökostromumlage auf 5,277 Cent je Kilowattstunde droht der
Energiewende trotzdem die Akzeptanz auszugehen. Dabei ist dieser
Betrag – von bis zu 100 Euro im Jahr für einen Durchschnittshaushalt
– an sich kein Grund, zur unverantwortlichen Kernenergie
zurückzukehren oder sich von den erneuerbaren Energien abzuwenden.
Angesichts des Klimawandels und der Endlichkeit fossiler
Energiequellen gibt es gar keinen anderen vernünftigen Weg. Es wäre
auch kein anderer wirklich billiger. Der Aufschlag ist aber sehr wohl
ein starker Grund, die Energiewende weit besser als bisher zu
organisieren. Fehlende Netze und Speicher, Abschaltung vorhandener
Anlagen, also Verschwendung von Ressourcen, dazu teurer Wildwuchs bei
der Solarenergie und die Gefahr von Blackouts – so kann es nicht
weitergehen. Preisfrust schlägt schnell in Wählerwut um, wenn noch
das Gefühl von Verschwendung und Ungerechtigkeit dazu kommt. Wenn bei
der Energiewende nicht schnell konzentrierter, kompromissorientierter
und sachlicher als bisher gearbeitet wird, könnte sich diese Wut
schon im nächsten Herbst bei der Bundestagswahl Bahn brechen.
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