Lausitzer Rundschau: Parteichefin Angela Merkel vor dem CDU-Parteitag: Ziemlich plump

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt. Dass Angela
Merkel so kurz vor dem CDU-Parteitag den Delegierten ein Nein zur
steuerlichen Gleichstellung homosexueller Paare empfiehlt, ist
vordergründig nicht erstaunlich. Bei der anstehenden Königinnenmesse
zum Auftakt des Bundestagswahlkampfes gilt es, innerparteilich auch
bei jenen zu punkten, die die Kanzlerin in den letzten Jahren
verstört und verschreckt hat. Das sind die sogenannten Konservativen,
die mit dem von Merkel verordneten Profil der CDU hadern; die nicht
verschmerzen können, dass unter ihrer Führung die Union zu einem
vermeintlich modernen Laden geworden ist. Ohne Wehrpflicht,
Hauptschule oder Atomkraft, aber dafür mit viel Grün um die Nase. So
glaubt es Merkel zumindest, und das glauben auch ihre Tadler. Für
diese Kritiker ist ihre Empfehlung jetzt ein Signal – seht her, ich
kann auch ein bisschen konservativer sein, ich kann auch in
grundgesetzlicher Ehe und Familie machen. Gleichwohl ist das ziemlich
plump und eigentlich gar nicht vonnöten. Mit Ausnahme vielleicht von
ein paar ordnungspolitisch verankerten Wirtschaftsfunktionären hat
Merkel alle anderen in ihrer Partei schon lange in der Tasche. Noch
nie war eine Kanzlerin und Parteichefin wohl so alternativlos.
Außerdem entspricht ihre Haltung vermutlich auch nicht ihrer
Überzeugung. Unter dem Strich verstärkt sie somit nur das Bild einer
Vorsitzenden, die inhaltlich mal eben schaut, wie der Wind
geradesteht, statt selber welchen zu machen. Wichtige, eigene Impulse
werden von ihr auf dem Parteitag nicht ausgehen. Das lässt sich schon
vorhersagen.

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