Die 20 Millionen Rentner sollen mit ihren
Altersbezügen an der wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland
teilhaben. In guten wie in schlechten Zeiten. Das ist das Prinzip der
gesetzlichen Rentenversicherung. Wer sich die aktuellen Vorhersagen
der Behörde anschaut, dem können allerdings massive Zweifel daran
kommen. Im nächsten Jahr soll es demnach nur eine magere
Rentenerhöhung zwischen einem und zwei Prozent geben. Und das, obwohl
die für ihre Berechnung maßgeblichen Löhne deutlich stärker steigen.
Wie passt das zusammen? Die Rentenversicherung führt statistische
Änderungen bei der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ins Feld. Das
mag streng nach Recht und Gesetz sein. Paradoxerweise verstärkt sich
dadurch aber nur der Eindruck von Willkür und Beliebigkeit. Zu
Jahresbeginn hatte die Bundesregierung auf die gesetzlich fällige
Beitragssenkung verzichtet, weil ihre Rentengeschenke, also die
Mütterrente sowie die abschlagsfreie Rente mit 63, sonst nicht zu
finanzieren gewesen wären. Für viele sicher eine gute Sache. Doch
auch so mancher Ruheständler dürfte darüber jetzt womöglich anders
denken, wenn er erfährt, dass jene Geschenke seinen Rentenanstieg im
kommenden Jahr wegen der komplizierten Rentenberechnung schmälern.
Konkret um 0,8 Prozent. Nimmt man noch den negativen Einmaleffekt aus
der statistischen Umstellung hinzu, sind es sogar insgesamt 1,9
Prozent. Unter dem Strich wird den Rentnern also rund die Hälfte der
eigentlich angezeigten Rentenerhöhung vorenthalten. Bei 1000 Euro
Rente sind das monatlich 19 Euro. Zieht man noch den bereits
beschlossenen Anstieg des Pflegebeitrags ab Januar in Betracht, den
Rentner komplett allein tragen, bleibt von dem dürftigen Rentenplus
noch weniger übrig. Bei früheren Gelegenheiten solcher Art hat die
Regierung übrigens zugunsten der Ruheständler interveniert und die
Rentenformel entsprechend manipuliert. Jetzt hält sie still. Weil die
nächste Bundestagswahl noch weit entfernt ist und man dann womöglich
erst mit spürbaren Rentenzuwächsen glänzen will? Ein Schelm, wer da
an politisches Kalkül denkt.
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