Mit Nazi-Vergleichen haben sich bundesdeutsche
Prominente noch nie einen Gefallen getan. Erinnert sei an Helmut
Kohl, der Michael Gorbatschow mit NS-Propaganda-Minister Joseph
Goebbels in einen Topf warf, oder an Herta-Däubler Gmelin, die den
damaligen US-Präsidenten George Bush mit Adolf Hitler verglich,
weshalb sie sogar als Bundesjustizministerin zurücktreten musste.
Auch Heiner Geißler hatte sich in seiner Amtszeit als
CDU-Generalsekretär auf dieses Glatteis begeben und die
Friedensbewegung mit Auschwitz vermengt. Auch ihm trug das viel Ärger
ein. Gerade Heiner Geißler hätte es also besser wissen müssen. Seine
verbale Anleihe bei Goebbels im Zusammenhang mit dem Bahnhofsprojekt
Stuttgart 21 ist einfach dümmlich und eine Beleidigung für jeden
halbwegs geschichtsbewanderten Menschen. Was hat der „totale Krieg“
zur Ausrottung ganzer Völker mit dem „verbalen Krieg“ zu tun, den
Geißler angesichts der zweifellos harten Auseinandersetzungen um den
geplanten Tiefbahnhof geißeln wollte, wie er am Dienstag nachträglich
erklärte? Überhaupt nichts. Natürlich hat Geißler Recht, wenn er vor
weiterer Gewalt warnt. Aber bitte nicht auf diese unsinnige Art.
Geißler deshalb nun wahlweise in die nazistische Ecke zu rücken oder
als Verharmloser der Goebbelschen Propaganda darzustellen, wäre
trotzdem verfehlt. Offenbar sind ihm einfach die Nerven
durchgegangen. Ein intelligenter Mann wie Geißler, davon zeugen auch
seine zahlreichen Buchveröffentlichungen, müsste sich eigentlich
darüber selbst am meisten ärgern. Er hat sich schlicht vergaloppiert.
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