Frank Ulrich Montgomery ist ein guter
Standesfunktionär, und, da es um die Bundesärztekammer geht, ein
wirklich würdiger Vertreter seiner Zunft. Mit anderen Worten: ein
rücksichtsloser Lobbyist. Die Mitglieder dürften zufrieden mit ihm
sein. Montgomery will eine „Ranglisten-Medizin“ in Deutschland
einführen. Eine Kommission soll entscheiden, welche Krankheiten
künftig mit welchen Methoden vordringlich behandelt werden – und
welche eben nicht. Zwar gibt es so etwas in Ansätzen schon bei
Hilfsmitteln und Bagatell-Medikamenten, die von den Kassen nicht
erstattet werden – Hustensaft etwa oder Brillen – aber nun geht es
durchaus um den Herzinfarkt versus Magenentzündung, Bluthochdruck
versus Migräne. Eine perverse Entscheidungssituation. Begründung: Das
Geld sei knapp, da müsse eine „Priorisierung“ vorgenommen werden.
Eine ebenso perverse verbale Beschönigung. Von wegen knappes
Geld. Seit Jahren steigen sowohl die Gesamtausgaben für das
Gesundheitswesen als auch die Einkommen der Ärzte als auch die
Umsätze der Pharmaindustrie. Was nicht steigt, ist die Gerechtigkeit
bei der Verteilung des Geldes und die Gesundheit der Bundesbürger.
Auch kommt die Zahlungsbereitschaft der Versicherten langsam an ihr
Ende, ebenso die Belastbarkeit der Arbeitgeber. Also lautet die
Devise der Nutznießer: Weniger Leistung für mehr Geld. Von weniger
Ärzten, weniger teuren Apparaten, weniger Doppelversorgung, weniger
Apotheken, weniger Extra-Gewinnen, also von Sparanreizen,
Verantwortung, Leistungskonkurrenz und Effizienz redet keiner.
Übrigens, obwohl er die Ranglisten-Medizin ablehnt, auch nicht
Gesundheitsminister Daniel Bahr.
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