In der Journalistenschule lernt man, dass eine
Nachricht nur dann eine Nachricht ist, wenn sie auf etwas Neues und
dazu Besonderes hinweist. „Die Sonne scheint“ ist also keine
Nachricht (außer dieses Jahr in Deutschland zwischen Januar und Mai).
So gesehen ist die Nachricht, Guido Westerwelle wolle noch einmal
Außenminister werden, auch keine. Ja, was denn sonst? Hat
irgendjemand geglaubt, der Mann werde sich auf seine Finca auf
Mallorca zurückziehen, Ananas züchten und per Facebook mit Fotos auf
sich aufmerksam machen, die er mit ausgestrecktem Arm mit seinem
Handy gemacht hat? Glaubt jemand, er werde freiwillig auf den Tross
verzichten, der ihm stets vorauseilt, anders als beim Kometen, wo der
Schweif immer dahinter kommt? Ganz abgesehen davon, dass hier einer
das Fell des Wahlsieg-Bären mal wieder verteilt, bevor der erlegt ist
– noch hat die FDP die Fünf-Prozent-Hürde nicht geschafft – sind
allerdings durchaus Meldungen denkbar, die in Zusammenhang mit
Westerwelle Neuigkeitswert hätten. Zum Beispiel: Guido Westerwelle
weiß jetzt, was er als Außenminister eigentlich für Deutschland
erreichen will. Oder auch: Guido Westerwelle will sich nicht mehr in
die Innenpolitik einmischen. Das hätte sogar Jubel ausgelöst.
Immerhin, eine echte News enthält das jüngste Westerwelle-Interview
doch: Er sei „stärker, auch weiser“ geworden, sagt der Ex-FDP-Chef da
in der ihm eigenen Bescheidenheit. Das hatten wir so klar nicht
gewusst.
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