Im Osten Deutschlands, besonders in Brandenburg
und Sachsen, wächst der Widerstand gegen die Stadtumbau-Sparpolitik
von Bundesbauminister Peter Ramsauer (CSU). Erst hat der
brandenburgische Städte- und Gemeindebund die Halbierung der Mittel
für das Förderprogramm Stadtumbau Ost kritisiert, dann der Verband
Berlin-brandenburgischer Wohnungsunternehmen. Nun machten in Guben
und Lübbenau Bürgermeister und Chefs der Wohnungsunternehmen das
Schreckensszenario publik: Werden angesichts weiter sinkender
Einwohnerzahlen überzählige Wohnungen nicht weiter abgerissen, weil
dies zu teuer wird, drohen entvölkerte Stadtquartiere. Vielleicht
bringen diese Hinweise Bundesbauminister Peter Ramsauer ins Grübeln.
Höchste Zeit wäre es. Denn offenbar versteht er noch nicht, dass es
erst richtig teuer wird, wenn der in Guben und Lübbenau beschriebene
Zustand tatsächlich einmal eintritt. Lieber steckt Ramsauer zehn von
zwölf Milliarden Euro seines Etats für 2011 in Straßen, Schienen und
Wasserwege. Arbeitsplätze und Wachstum sollen so geschaffen werden.
Wer jedoch, so fragt man sich, soll die top ausgebauten Verkehrswege
nutzen, wenn diese in trostlose Städte führen, in denen kein Mensch
mehr gern leben will. Denn hinzu kommt: Dieselben Städte sind
aufgrund der Finanz- und Wirtschaftskrise sowie den steigenden
Sozialausgaben ohnehin gebeutelt und müssen ihr Freizeit- und
Kulturangebot zusammenstreichen. Tatsächlich müsste Ramsauer mehr
statt weniger Geld in den Umbau der Städte anlegen, die von
Bevölkerungsverlusten betroffen sind. Denn Abrisse großer
Plattenbauten werden künftig seltener. Statt dessen müssen in den
Wohnquartieren flächendeckend Etagen zurückgebaut werden, was
kostspieliger ist. Die Bevölkerung schrumpft ja nicht nur, sie wird
auch älter im Osten Deutschlands. Betagte Mieter wollen in der ersten
oder zweiten Etage wohnen. Insgesamt müssen die Wohnungsunternehmer
mehr sanieren als abreißen. All das ist notwendig, weil es dabei
bleibt: Der Mensch verlebt mehr Zeit in einer Wohnung als im Auto
oder im Zug.
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