Lausitzer Rundschau: Zu den Neuheiten der Funkausstellung

Die schöne bunte Medienwelt präsentiert sich
wieder in Berlin. Und wieder staunen wir auf der Internationalen
Funkausstellung IFA, was es alles gibt, geben wird oder geben könnte.
Natürlich braucht niemand den Fernseher, der so groß ist, dass ein
Mensch in Originalgröße abgebildet wird. Natürlich braucht dieser
Mensch nicht unbedingt in die dritte Dimension zu rücken. Aber
faszinierend ist es schon. Doch zum Überleben ist der neueste
Fernseher oder das aktuellste internetfähige Mobiltelefon nicht
notwendig. Trotzdem laufen wir alle ein wenig den Trends hinterher,
um in der sich ständig verändernden Informationsgesellschaft nicht
ganz abgehängt zu werden. Wer sich noch an die stolze Neuanschaffung
namens Videorekorder erinnert, lebt im medialen Zeitalter der
Dampflokomotive. Die DVD wird noch von Blu-ray abgelöst, während die
neuesten Angebote schon ganz auf die Datenströme setzen, die in
Echtzeit Filme ins eigene Wohnzimmer holen – wenn dort die richtige
Technik steht. Falls der Fernseher dort bald auch noch ein Hybrid
sein sollte, dann ist die Grenze zwischen Medienöffentlichkeit und
Publikum scheinbar gefallen, weil Zuschauer direkt via Internet auf
die Diskussionsrunde der Promis reagieren können. Allerdings nur
scheinbar: Mitdiskutieren kann über diese neue Schiene nur, wer sich
die Technik leisten und sie bedienen kann. Beides hilft aber nichts,
wenn man in einem der weißen Flecken lebt, die in der Lausitz und
anderswo den schnellen Datenverkehr nicht ermöglichten. Wer dort als
Unternehmer oder Freiberufler tätig ist, hatte bisher einen
entscheidenden Standortnachteil. Die vierte Generation des
Mobilfunks, das langsam startende LTE-Netz, ist deshalb gerade für
den ländlichen Raum wichtig. Die Geräte dafür werden allerdings erst
noch kommen. Doch was dem ländlichen Raum zwischen Neiße und Elbe
hilft, wird auch anderswo die Welt beschleunigen. Staaten, wo nie ein
modernes Telefonkabelnetz verlegt wurde, haben diesen Graben bereits
mit dem Mobilfunk übersprungen und werden dies auch beim schnellen
Internet machen. Unser medialer Infrastruktur-Vorsprung schrumpft.
Dazu stellt sich die Frage der Medienkompetenz. Wie stellen wir
sicher, dass der Zugang zu den neuen Öffentlichkeitsformen keine
Frage des Geldbeutels und des Umfelds bleibt, dass es keine
Zweiklassen-Mediengesellschaft gibt? Für das bloße Zusehen reicht der
gute alte Röhrenfernseher.

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