Lausitzer Rundschau: Zur rechten Zeit Obamas Besuch in Berlin

Jetzt kommt er also endlich nach Berlin. Dass
US-Präsident Barack Obama seine erste Amtszeit verstreichen ließ,
ohne bei Angela Merkel im Kanzleramt vorstellig geworden zu sein, ist
in der Geschichte der transatlantischen Beziehungen wohl ein
einmaliger Vorgang gewesen. Zwischen Merkel und Obama hat die Chemie
nicht gestimmt. Das ist Fakt. Inzwischen haben beide eine Ebene
gefunden, auf der sich arbeiten lässt. Obama schätzt die Kanzlerin
zwar, aber ihr kühler und harter Pragmatismus wie bei der Bewältigung
der Eurokrise ist ihm nicht geheuer. Er entspricht auch nicht seinem
Politikstil. Merkel wiederum sieht Obamas Hang zu großen Worten und
Gesten, auch seine politische Bilanz der ersten vier Jahre mehr als
skeptisch. Anders übrigens als die meisten anderen Deutschen, die
nach acht Jahren George W. Bush im Weißen Haus Obama immer noch hoch
schätzen. Politisch kommt das deutsch-amerikanische Verhältnis
allerdings daher wie eine alte Ehe, in der sich die Partner nicht
mehr viel zu sagen haben. Darüber können die schönen Bilder in der
Vergangenheit vom intensiven Meinungsaustausch Obamas und Merkels
nicht hinwegtäuschen. Beide Seiten wissen zwar, sie sind wichtig
füreinander, insbesondere ökonomisch. Beide Seiten haben sich aber
auch längst anders orientiert – die USA in Richtung Asien,
Deutschland gezwungenermaßen wieder zurück nach Europa. In
zahlreichen Feldern wäre gleichwohl eine bessere Zusammenarbeit
erstrebenswert, angefangen bei Handelsfragen, über die gemeinsame
Bekämpfung der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise bis hin zur
Syrienpolitik. Doch das Trennende ist bei all diesen Themen weitaus
größer als das Verbindende. Deutschland und die USA müssen daher
endlich ihren Beziehungen einen neuen Schub geben – Obamas Visite in
Berlin kommt zur rechten Zeit.

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