Der Masterplan der Bundesregierung zur 
Stabilisierung der Lebensversicherer steht. Anfang Juni soll der 
Gesetzentwurf vom Kabinett verabschiedet werden. Kein Zuckerschlecken
– weder für Verbraucher und die Branche. Versicherungsvermittler 
sollen künftig ihre Provisionen offenlegen und in Euro ausweisen. Die
Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) wird künftig 
mehr Kompetenzen in der Versicherungsaufsicht bekommen. Wenn 
Versicherer in Gefahr kommen, kann die Bafin die Unternehmen 
auffordern, einen Sanierungsplan vorzulegen. Soweit die bittere Pille
für die Branche. Und auch die Verbraucher müssen eine Kröte 
schlucken. 2,9 Mrd. Euro an Bewertungsreserven auf festverzinsliche 
Wertpapiere müssen an ausscheidende Versicherungsnehmer nicht mehr 
ausgezahlt werden,
   Der Tagesreport VWheute des Verlags Versicherungswirtschaft widmet
sich in seiner heutigen Ausgabe in einem Kommentar von Chefredakteur 
Heinz Klaus Mertes dem Gesetzentwurf, der nunmehr schnell die 
parlamentarischen Hürden nehmen soll.
Kommentar von Chefredakteur Heinz Klaus Mertes
   Wie nach Hitchcock-Dramaturgie: Die größte Spannung herrscht, 
bevor etwas passiert. Mit dem vor dem Himmelfahrtstag geschickt unter
die Leute gebrachten Referenten-Entwurf des lange über den 
parlamentarischen Wassern schwebenden Stützungspakets für die 
deutsche Lebensversicherung entweicht der über Monate angehaltene 
Atem: Bei den einen mit einem letzten Protest, bei Versicherern, die 
eine solche „Rückrufaktion“ (Wirtschaftswoche) nicht nötig hätten, 
mit einem halbsolidarischen Ächzen und bei denen, die schwächeln, mit
einem Seufzer der Erleichterung. 
   Das oben gezeichnete Spektrum spiegelt sich in den Reaktionen, die
VWheute in den 48 Stunden nach Bekanntwerden der Reform-Laufrichtung 
einholte und die sich in fast allen Rubriken des heutigen 
Tagesreports wie in einer Brennpunktsendung wiederfinden. Nachdem der
Schuss gefallen ist, werden sich am Ende alle Divergenzen der Räson 
beugen (müssen), die von der Gestaltungsmacht der Großen Koalition 
ausgeht. Die zeigt sich nämlich mit allen Einwirkungsmöglichkeiten 
auf Manager, Macht und Medien in dieser Frage unerschütterlich bei 
diesem Vorhaben. Die rücksichtslos kurzfristig angesetzte Anhörung 
der Verbände heute – ein bloßer Durchlaufposten. Die 
Langzeit-Erfahrung der SPD-Fraktionsvorsitzenden-Legende Peter 
Struck, formuliert ausgerechnet auf einer GDV-Jahrestagung, dass noch
nie ein Gesetz so aus der parlamentarischen Maschinerie 
herausgekommen sei, wie es hineingegangen ist, wird sich hier eher 
nicht bewahrheiten. Zu komplex festgezurrt ist der Wechselbalg aus 
Geben und Nehmen in dem Entwurfspapier. Der Terminplan bis zur 
Kodifizierung im Gesetzesblatt noch vor der Sommerpause steht eisern.
   Also Causa finita? Wenn da die Versicherungskunden nicht wären, 
denen genommen werden muss. In welchem Umfang, wie transparent 
berechnet, mitgeteilt und im Einzelfall nachvollziehbar, dürfte zu 
anhaltenden Aufschreien über die Lautsprecher der 
Verbraucherverbände, der Medien und – notabene – der Mini-Opposition 
führen. Diese Streuwirkung könnte sich zu einem „Leck im Bootsrumpf“ 
der Reputation der ehedem so unangefochtenen deutschen 
Lebensversicherung entwickeln. Causa finita? Gesetzlich demnächst 
vielleicht Chapeau denen, die eine solche Neuordnung unter dem 
Stichwort Bewertungsreserven betrieben haben. Aber sodann muss 
umgesetzt werden, was man sich auch an Nebenwirkungen eingehandelt 
hat – aktuarisch sauber und fair, wie es die Eingangsbegründung des 
Gesetzesentwurfs postuliert, gerichtsfest und überzeugend 
kommuniziert, und zwar von jedem einzelnen Unternehmen. 
   Das wird Arbeit machen – vielleicht länger, als das böse Zinstief 
anhält.
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