LVZ: Gysi warnt Partei in Ernst-Affäre vor Atmosphäre der Denunziation / Neue Strukturen angeregt / Ernst könne auch wieder ein Gewinn für Linke werden

In der Affäre um den mit Vorwürfen überhäuften
neuen Co-Vorsitzenden der Linkspartei, Klaus Ernst, hat der
Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Linken, Gregor Gysi, seine
Partei eindringlich vor einer Fortsetzung der Atmosphäre der
Denunziation gewarnt. In einem Video-Interview mit der „Leipziger
Volkszeitung“ (Sonnabend-Ausgabe / www.lvz-online.de ) sagte Gysi zu
den Vorwürfen von Macht- und Privilegienmissbrauch gegenüber Ernst,
wenn es seiner Partei nach dem eigenen Sommertheater gelinge, „ihn
wieder politischer einzusetzen, dann kann er auch ein Gewinn für die
Partei sein“. Davon sei er überzeugt. „Aber das müssen dann alle um
ihn herum auch wollen.“ Die entstandene „gewisse Atmosphäre der
Denunziation, die bei uns entstanden ist“, müsse überwunden werden.
„Die finde ich übrigens zum Kotzen.“

Bei der Bundestagswahl hätten zum ersten Mal die Menschen im Osten
und im Westen gesehen und akzeptiert, dass man eine Kraft links von
der Sozialdemokratie „als Korrekturfaktor“ brauche. „Und dieses
gesellschaftliche Bedürfnis besteht nach wie vor. Insofern können das
auch einige Leute bei uns nicht schaffen, uns tot zu kriegen. Das
haben ja schon Medien versucht. Sie haben es nicht geschafft. Und das
schaffen auch einige Mitglieder nicht“, so Gysi.

Wie auch seine Co-Kollegin Gesine Lötzsch, sei auch Klaus Ernst
ein demokratisch gewählter Parteivorsitzender. Beide müssten die
momentane Krise zusammen lösen. Ernst fahre privat einen alten
Porsche, habe ein Almhaus in Österreich gemietet und habe mit dem
Antritt seines Parteiamtes durch die Aufgabe seines Postens bei der
IG Metall auf einige tausend Euro Gehalt monatlich verzichtet. Auch
das müsse anerkannt werden. Aber es sei richtig, dass die neue
Führung sich nach der jüngsten Kritik neue Strukturen verordnen
sollte, „um natürlich die Glaubwürdigkeit nicht beeinträchtigt zu
sehen“. Man müsse daran arbeiten, dass Klaus Ernst seiner Partei
wieder helfen könne, forderte Gysi. Die Struktur- und
Vergütungsfragen für den Vorstand müssten noch einmal „in Ruhe“
besprochen werden, regte Gysi an. „Aber ich möchte auch nicht, dass
man so direkt auf eine Medienkampagne reagiert, sondern dass man
sagt, wir prüfen das noch mal durch und finden eine Lösung, wo dann
die große Mehrheit der Mitglieder sagt, so geht es in Ordnung.“ Das
gehe aber sicher nicht in großer Runde. „Da werden wir, wie ich uns
kenne, einen kleinen Arbeitskreis bilden und der wird sich darüber
Gedanken machen und so weiter.“

Das komplette Interview als Video und im vollen Wortlaut ist ab
Samstag zu finden unter: www.lvz-online.de

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