LVZ: Neu-Leipziger Honorarprofessor Steinbrück sieht sich rein akademisch dem Ex-Doktor zu Guttenberg weit überlegen / Vorlesungen auch als SPD-Kandidat

Beruflich plant der SPD-Politiker Peer Steinbrück
in jedem Fall für die nächste Zukunft zweigleisig. Neben einer
möglichen SPD-Karriere als Kanzlerkandidat will der frühere
Bundesfinanzminister auch in seiner neuen Rolle als Honorarprofessor
an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig
weiterhin arbeiten. In einem Gespräch mit der „Leipziger
Volkszeitung“ (Freitag-Ausgabe) sagte Steinbrück: „Das ist eine
Verpflichtung“, sonst hätte sich das ganze Verfahren samt Gutachtern
gar nicht rechtfertigen lassen. „Ich stehe zu meinem Leipziger
Engagement. Da kann man nicht sagen, April, April“, sagte der
64-Jährige, der am 9. Dezember in Leipzig seine Antrittsvorlesung
hält. Das Thema: „Die wirtschaftliche und politische Bedeutung der
Europäischen Währungsunion.“ Sollten ihn die Wähler oder die SPD
zukünftig in eine andere Rolle bringen, empfände er es als „ziemlich
schofel und stilistisch unmöglich“, würde er dann für die Uni
absagen. Die wirtschaftswissenschaftliche Fakultät ihm „ein tolles
Angebot verbunden mit einer Honorarprofessur gemacht“, betonte
Steinbrück. Er werde den Professoren-Titel aber keinesfalls benutzen
oder öffentlich für eine politische Kampagne einsetzen, betonte der
Sozialdemokrat. „Das würden die Leute zu recht als aufgesetzt
empfinden. Meine Frau würde sich totlachen. Die hat einen echten
Doktortitel.“ Er fühle sich aber auf jeden Fall geehrt, werde das
aber bestimmt nicht heraushängen lassen. Aber natürlich sei er für
die Hochschultätigkeit qualifiziert. „Was denken Sie denn? Drei
Gutachter haben bestätigt, dass ich unter akademischen
Gesichtspunkten einigermaßen verträglich bin“, sagte Steinbrück. Er
bejahte in diesem Zusammenhang auch ausdrücklich die Frage, ob er
nun, rein akademisch, dem Plagiats-Doktor von der CSU, Karl-Theodor
zu Guttenberg, um Längen überlegen sei. „Ja. Ich bin jetzt
Honorarprofessor. Das wird den Guttenberg schon treffen, denke ich.“
Steinbrück betonte, dass gerade die ostdeutschen Universitäten die
Zeit nach der Wende genutzt hätten, um attraktive Bedingungen und
Studiengänge zu schaffen. „Auch als Politiker bin ich schon immer
gern an Universitäten und Schulen gegangen, habe Vorlesungen gehalten
und mit jungen Leuten diskutiert. Dabei kann ich als Politiker
erfahren, wie ticken die politisch.“ Und er könne im Gegenzug
„vielleicht ein wenig den politischen Entscheidungsprozess
dekodieren“.

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