Leipzig. Papst-Bruder Georg Ratzinger (86) hat vor
einer weiteren Sinnentleerung der Weihnachtszeit gewarnt und zugleich
die Kommerzialisierung der Festtage kritisiert. In einem Gastbeitrag
für die Leipziger Volkszeitung (Freitag-Ausgabe) forderte er die
Deutschen auf, besonders die Zeit des Advent zur Orientierung und zur
Überprüfung der eigenen Lebensführung zu nutzen. „Leider berauben
sich inzwischen viel zu viele der wichtigen Adventserfahrung als Zeit
der Besinnung und Einstimmung auf das nahende Fest. Es ist nicht gut,
wenn im Kommerz der Zauber des Advents erstickt“, so Ratzinger. Es
stimme ihn traurig, wenn Kinder den Sinn der Weihnacht vergessen,
weil es schon Wochen vorher allerorten weihnachtet. Zugleich sprach
sich der Papstbruder klar gegen Einkaufssonntage und längere
Ladenöffnungszeiten im Advent aus. „Es ist ganz bestimmt nicht
notwendig, dass an den Sonntagen die Geschäfte öffnen:
Adventssonntage sind zum Aufladen da und nicht für offene Läden.“
Ratzinger appellierte an die Bundesbürger, dem Adventstress soweit
wie möglich zu entsagen. „Es ist positiv, wenn sie sich nicht vom
Trubel vereinnahmen lassen sondern selbst den Takt bestimmen wollen.
Nur so kann Weihnachten werden!“ Zu einer besinnlichen
Festtagsstimung trage in besonderer Weise die reiche Weihnachtsmusik
bei. „Musik kann so viel mehr als das Wort: Es erreicht die Seelen.
Deshalb suchen auch gerade im Advent und zu den Festtagen so viele
Menschen die Kirchen auf, um in der Musik von Bach, Mozart oder Haydn
die Botschaft von der Geburt Christi zu verstehen und zu
verinnerlichen. Musik erreicht besonders in dieser Zeit Menschen, die
leider schon vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben“, so
Ratzinger, der als Regensburger Domkapellmeister von 1964 bis 1994
die weltberühmten Regensburger Domspatzen leitete.
„Betrübt im Herzen sind viele und Disharmonien begleiten unsere
Welt seit dem Beginn der Menschheitsgeschichte. Aber die Botschaft,
die wir jedes Jahr wieder durch die Geburt Jesu empfangen dürfen,
macht uns Mut: Nicht das Negative und die Verzagtheit haben das
letzte Wort, sondern die Freude und das Angenommensein von Gott. Wir
sind nicht Getriebene sondern Ankommende – auch das geht von
Weihnachten aus“, so Ratzinger abschließend.
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