„Aus der Region in die Welt: Wie mittelständische Unternehmen erfolgreich internationale Märkte erschließen“. Unter diesem Motto standen die Geistesblitze 2014, das 6. UnternehmerForum der Kreissparkasse. Über ihre Geschäfte im Ausland und ihre ersten Schritte auf internationalem Parkett berichteten die Unternehmer Henning Hauser (Spieth Gymnastics), Johannes Maier (Eurotramp Trampoline) und Philipp Popov (S1NN). Vervollständigt wurde die Gesprächsrunde von der leitenden Geschäftsführerin der IHK-Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen, Hilde Cost. Durch die Diskussion in der Württembergischen Landesbühne in Esslingen führte ZDF-Moderatorin Dunja Hayali.
Mit einem Exportanteil von 70 Prozent ist die Internationalität ein wichtiges Standbein für die Spieth Gymnastics GmbH. „Der deutsche Markt ist für uns nicht groß genug“, betont Geschäftsführer Henning Hauser. Das 1831 als Schreinerei gegründete Unternehmen ist heute ein weltweit führender Hersteller von Geräten für den Wettkampfsport und Ausstatter zahlreicher Olympischer Spiele. „Wir sind ein kleiner Hidden Champion“, sagt Hauser nicht ohne Stolz. Rund 35 Mitarbeiter beschäftigt das Unternehmen, das 2013 seinen neuen Firmensitz in Altbach bezogen hat. Grundvoraussetzungen für internationalen Erfolg seien eine hohe Produktqualität, anerkannte Zertifizierungen und der frühzeitige Aufbau eines internationalen Vertriebs. Der Heimatstandort sei für den internationalen Erfolg entscheidend, sagt Hauser. „Made in Germany ist die Krone.“
Die Gründer der Weilheimer Firma Eurotramp Trampoline, Kurt und Rose Hack, haben sich von Anfang an ein großes Ziel gesetzt: Sie wollten die besten Trampoline der Welt bauen. Heute ist Eurotramp ein weltweit führendes Unternehmen im Trampolinbau. Da neben Qualität und Service die Sicherheit der Geräte ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist, hat das seit 1960 bestehende Unternehmen eine sehr hohe Fertigungstiefe: „Wir decken alle Wertschöpfungsschritte in unserem Haus ab, von der Schlosserei bis zur Polsterei“, sagt Geschäftsführer Johannes Maier. So könne das Unternehmen für die Sicherheit der Produkte garantieren. Auch Eurotramp macht als mittelständisches Unternehmen einen Auslandsumsatz von 70 Prozent. Den Erfolg auf ausländischen Märkten erklärt sich Maier mit langjährigen Kontakten ins Ausland und mit der hohen Qualität der Produkte.
Fertigungstiefe ist für Philipp Popov ein Fremdwort. „Wir entwickeln und lassen produzieren“, sagt der Geschäftsführer und Mitgründer der S1NN GmbH & Co. KG in Stuttgart. S1NN entwickelt Hightech-Produkte in den Bereichen Connectivity und Audio für namhafte Automobilhersteller. Bei der Vernetzung automobiler Infotainment-Systeme ist das 2004 gegründete Unternehmen weltweit einer der Technologieführer. S1NN hat eine Niederlassung in San Diego. „Wir waren von Anfang an international aufgestellt, weil unsere Kunden international ausgerichtet sind“, sagt Popov. 2009 bekam S1NN einen ersten Auftrag von Tesla. Heute ist das Stuttgarter Unternehmen einziger Lieferant von Tesla für Soundsysteme. Die Ukraine-Krise und die Sanktionen gegen Russland treffen S1NN nur indirekt: „Unsere Abnehmer liefern nach Osteuropa“, sagt Popov. Russland sei langfristig ein wichtiger Markt. „Fernost hingegen läuft heute schon unglaublich gut.“ Zehn Jahre nach der Unternehmensgründung macht S1NN mit rund 100 Mitarbeitern 100 Millionen Euro Umsatz.
Hilde Cost von der IHK sieht in bürokratischen Hürden und Importreglementierungen das größte Problem für das internationale Geschäft. „Viele Unternehmen unterschätzen die Komplexität von Auslandsengagements“, sagt Cost. Gerade mittelständische Betriebe sind auf fachmännische Beratung angewiesen. Die Nähe zu den jeweiligen Märkten spielt für Cost keine entscheidende Rolle: „Das Produkt muss zum Markt passen.“ Es gäbe genügend Beispiele, wo deutsche Unternehmen in Österreich gescheitert sind, aber auf weiter entfernten Märkten erfolgreich waren.
Auf die grundsätzliche Bedeutung des Auslandsgeschäfts für die Region und den Landkreis Esslingen wies Kreissparkassen-Vorstandsmitglied Burkhard Wittmacher in seiner Begrüßung hin: „Der Außenhandel ist ein wichtiges Standbein unserer Wirtschaft und ein wesentlicher Stützpfeiler für Wachstumsimpulse in der Region.“ Dabei seien nicht nur Großunternehmen im Ausland aktiv. „Es ist die Qualität mittelständischer Produkte, die die Welt begeistert“, so Wittmacher. Aufgrund der großen Relevanz des internationalen Geschäfts für die Unternehmen im Landkreis habe die Kreissparkasse die Beratungskompetenz in diesem Bereich über Jahre auf- und ausgebaut. „Heute zählen wir im Auslandsgeschäft zu den stärksten Sparkassen Deutschlands“, so Wittmacher.
Verleihung des Gründerpreises
Auch in diesem Jahr wurde auf der Veranstaltung der Gründerpreis Esslingen-Nürtingen verliehen. Den ersten Preis, dotiert mit 2.000 Euro, überreichte Peter Heckl, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreissparkasse, an Daniel und Marcel Brandt. Die beiden Brüder entwickelten ein neuartiges Imbisskonzept mit Laugenbrötchen. Platz 2 und 1.500 Euro ging an die Gantke GmbH in Großbettlingen. Über den dritten Platz und 1.000 Euro freute sich Barbara Scherrer aus Esslingen (s. Kasten). Peter Heckl verwies im Rahmen der Preisverleihung auf die überzeugende Bilanz der Kreissparkasse bei Unternehmensgründungen: 80 Prozent der von der Kreissparkasse finanzierten und begleiteten Start-ups würden nach fünf Jahren noch existieren, so Heckl. Bundesweit liegt der Wert deutlich niedriger.