Märkische Oderzeitung: Die Märkische Oderzeitung kommentiert Folgen der Katastrophe von Duisburg (Donnerstagausgabe)

Wenn Trauer zum Ritual, Verantwortung zur
Worthülse wird

Wenn Trauer zum Ritual wird, droht sie zur Farce zu geraten.
Gerade die politischen Repräsentanten, die heute zu toten Soldaten,
morgen zu einem Flugzeugabsturz und übermorgen zu anderen Toten
gesetzte Worte finden sollen, stecken in diesem Dilemma. Oder
verliert man in solchen Funktionen ein Stück weit die Fähigkeit,
wirklich zu trauern?

Alles, was im ersten, vorläufigen Bericht steht, bestätigt auf
furchtbare Weise die ersten Vermutungen: Dass eine Mischung aus
Unvermögen und Geldgier Schuld ist an dem Tod von 21 Menschen und den
zum Teil schweren Verletzungen von mehr als 340 weiteren, die alle
einfach nur feiern wollten. Aber immer noch will sich keiner zu
seiner Verantwortung bekennen und ein Signal dafür setzen. Der
Veranstalter wirft Nebelkerzen, der Oberbürgermeister klebt an seinem
Sessel. Auch dies sind Anzeichen, dass die Fähigkeit zum Mit-Gefühl
abhanden zu kommen droht. +++

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