Märkische Oderzeitung: Vorabmeldung – Montagsinterview

Der Direktor der Stiftung „Flucht,
Vertreibung, Versöhnung“, Professor Manfred Kittel, hat in einem
Interview mit der Märkischen Oderzeitung (Frankfurt/Oder) das
geplante Ausstellungsprojekt gegen Kritiker verteidigt: „Wir wollen
einen Beitrag leisten zur Verständigung mit unseren Nachbarn in
Mittel- und Osteuropa.“ 65 Jahre nach den Ereignissen von Flucht und
Vertreibung der Deutschen sei es an der Zeit, diesen Geschehnissen
mit einem Informationszentrum in Berlin zu gedenken. Dabei sei
Versöhnung ein wichtiges Ziel. Für echte Verständigung sei es aber
auch wichtig, „sich wechselseitig alles zu sagen“, so Kittel. Er
bedauerte den Rückzug diverser Personen aus dem wissenschaftlichen
Beirat oder dem Stiftungsrat, wie dem Zentralrat der Juden. Die
Rücktritte seien „im Einzelfall sehr persönlich motiviert gewesen“.

Kittel verteidigte das im Stiftungsrat kürzlich vorgelegte Konzept
gegen den Münchner Osteuropa-Historiker Schulze Wessel. Dieser hatte
moniert, dass das Projekt schon mit dem Ersten Weltkrieg beginne.
Kittel sagte, laut Beschluss der Bundesregierung sollten
„Vertreibungen im ganzen 20. Jahrhundert betrachtet werden“. Dazu
gehöre der Erste Weltkrieg mit seiner ganzen Vorgeschichte früher
„ethnischer Säuberungen“ auf dem Balkan. Der Erste Weltkrieg müsse
„sogar als Urkatastrophe der Radikalisierung ethnischer Säuberungen
angesehen werden“.

Zur Frage eines Konsenses eines Tages über die Ausstellung sagte
Kittel, mit dem Votum des Stiftungsrats zum Konzept wurde eine
Möglichkeit aufgezeigt, „wie es bei zunächst mäßiger Unzufriedenheit
auf allen Seiten gehen könnte. Größere Zufriedenheit stellt sich bei
erinnerungskulturellen Projekten dieses Schwierigkeitsgrades meist
erst dann ein, wenn die Einrichtung einmal eröffnet hat.“

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