Management-Buy-Ins: (K)eine Option für Frauen?

Jährlich stehen in Deutschland rund 22.000 Familienunternehmen vor der Übergabe, so eine Schätzung des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn. Und nicht immer ist familienintern ein qualifizierter Nachfolger vorhanden. Eine mögliche Form der externen Nachfolge bietet das sogenannte Management-Buy-In (MBI). Dabei wird das Unternehmen von einer oder mehreren externen Führungskräften übernommen. „Ein Modell mit vielen Vorteilen“, erläutert Kerstin Ott von seneca Corporate Finance in Nürnberg, von dem nach ihrer Erfahrung jedoch speziell Frauen kaum Gebrauch machen. „In meiner langjährigen Tätigkeit als Transaktionsberaterin habe ich es nicht ein einziges Mal erlebt, dass eine Managerin vor der Tür stand, die sich in ein bestehendes Unternehmen einkaufen wollte“, unterstreicht die Expertin.

Frauen planen zurückhaltender
Dabei ist im vergangenen Jahrzehnt durchaus ein positiver Trend bei den selbstständigen Frauen und Unternehmerinnen in Deutschland zu verzeichnen. Laut einer aktuellen Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie verfügt Deutschland im EU-Vergleich mit einem Anteil von 38 Prozent an allen Selbstständigen über die zweithöchste Frauenquote nach Österreich. Allerdings besteht noch immer ein großes Ungleichgewicht: Liegt Deutschland bei den „soloselbstständigen“ Frauen weit oben im Ranking, rangiert es bei den Selbstständigen mit Mitarbeitern nur mehr im Mittelfeld. Die Studie macht deutlich, dass sich Frauen in ihrem unternehmerischen Engagement zudem auf einige Branchen beschränken, u.a. auf das Gesundheits- und Sozialwesen, auf Handel und Gastgewerbe. Ebenso zeigt die Untersuchung, dass Frauen oft langfristiger und zurückhaltender planen als Männer.

„Die Übernahme eines Unternehmens erfordert sicher mehr Risikobereitschaft als die Gründung eines Kleinstunternehmens, das ich eventuell noch in Teilzeit führen kann“, zeigt Kerstin Ott mögliche Gründe für das geringe Interesse an Management-Buy-Ins auf. Dabei sei der MBI aber nicht unbedingt der schwierigere Weg zur Unternehmerin zu werden. Im Gegensatz zur Neugründung könne frau auf bestehende Strukturen zurückgreifen – auf Kunden, Mitarbeiter, auf Immobilien und andere Assets.

„Nicht bei Null anfangen“
„In jedem Fall muss die Neu-Unternehmerin bei einem MBI nicht bei Null anfangen“, betont Ott. Dass die potenzielle Nachfolgerin nicht über das erforderliche Eigenkapital verfügt, um den Kaufpreis zu finanzieren, müsse ein Management-Buy-In nicht zwangsläufig verhindern. „Neben einer Kreditfinanzierung, die durch das Vermögen und zukünftige Erträge des Unternehmens gedeckt wird, können potenzielle Nachfolgerinnen auch öffentliche Fördermittel beantragen“, erläutert die Beraterin. Die Programme unterscheiden sich zwar nach Bundesländern – gemeinsam ist ihnen jedoch die staatliche Subventionierung. So werden qualifizierten Nachfolgern u.a. Zinsen unter Marktniveau, eine Tilgungsfreiheit in der ersten Phase sowie staatliche Bürgschaften als Eigenkapitalersatz gewährt. Theoretisch kann auch der Verkäufer dem Käufer durch ein Verkäuferdarlehen unter die Arme greifen.

Kerstin Otts Fazit: „Fachlich hoch qualifizierten Frauen, die in einem Unternehmen an die viel zitierte „gläserne Decke“ stoßen, bietet ein Management-Buy-In eine interessante Option, Unternehmerin zu werden. Die geringere Bereitschaft von Frauen, finanzielle Risiken einzugehen, lässt sich durch staatliche Förderungen zumindest zum Teil abfedern.“

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