Master-Mütter an der FOM Hochschule in Bremen

Bremen, 8. Mai 2015. Den Jobanforderungen gerecht werden, Vorlesungen an
den Abenden und am Wochenende besuchen, die Master-Thesis fertigstellen
und auch noch Mutter werden. Das geht doch gar nicht! Doch, das geht – aber
einfach ist es nicht, wie vier Bremerinnen berichten. Odette, Betül, Sarah W. und
Sarah K. nehmen 2012 zeitgleich ihr berufsbegleitendes Masterstudium im
Bereich Management an der FOM Hochschule in Bremen auf. Zum damaligen
Zeitpunkt stehen Beruf und Karriere ganz oben auf der Agenda der vier Frauen.
Neben dem Job besuchen sie Vorlesungen und erbringen bis zu sieben
Prüfungsleistungen pro Semester. Für den Erwerb eines akkreditierten
Masterabschlusses nehmen sie damit jede Menge zusätzliche Arbeit bei
gleichzeitigem Freizeitverlust in Kauf.

„Arbeiten und studieren – das erfordert ein sehr gutes Zeitmanagement und
Planungsfähigkeit“, weiß Odette. Doch bekanntlich lässt sich im Leben nicht alles
planen. So wird die 27-jährige Sachbearbeiterin beim Amt für soziale Dienste
während des Studiums schwanger. „Das Timing war nicht optimal, wobei es den
idealen Zeitpunkt ja bekanntlich nicht gibt. Nur wenn neben Beruf und Studium
auch noch ein Kind hinzukommt, stehen Zeitmanagement und Planungsfähigkeit
noch einmal auf einem ganz anderen Blatt“, meint Odette. Zu den Anforderungen
im Job und Studium kommen nun Schwangerschaftsbeschwerden wie Müdigkeit,
Übelkeit und Schwindel. „Die körperlichen Umstellungen haben mir ziemlich
zugesetzt. Eigentlich wollte ich mit dem Studium fertig sein, bevor mein Sohn auf
die Welt kommt, doch das ließ sich aus gesundheitlichen Gründen nicht
realisieren.“ Auch nach der Geburt hat sie mit körperlichen Problemen zu
kämpfen und muss ihr Kolloquium verlegen. Doch sie gibt nicht auf und wird für
ihr Durchhaltevermögen belohnt: Als ihr Sohn drei Monate alt ist, hält sie ihr
Master-Zeugnis in der Hand.

Auch die schwangere Kommilitonin Betül kämpft zum Ende ihres Studiums mit
sich und den steigenden Anforderungen: „Ich war oft müde, wollte meinen Job
als Immobilienmaklerin bestmöglich meistern und habe die Wochenenden in der
Bibliothek verbracht, um meine Master-Thesis schnellstmöglich fertigzustellen.
Gleichzeitig wollte ich ein gutes Ergebnis abliefern.“ Sie entscheidet sich, die
Bearbeitung der Master-Thesis auf die Zeit nach der Geburt zu verschieben und
konzentriert sich vorerst auf ihre Mutterrolle. Derzeit schreibt sie in den letzten
Zügen an ihrer Abschlussarbeit und plant, diese im Sommer dieses Jahres
abzugeben. Der lang ersehnte Freiraum im Rahmen der Elternzeit komme ihr
dabei sehr zu Gute.

Wenn sich andere Mütter mit ihren Kleinen beim PEKiP treffen oder zum
Babyschwimmen gehen, sitzt Sarah W. mit ihrem Säugling im Arm am
Schreibtisch und erledigt abwechselnd Aufgaben für ihren Chef oder führt
Experteninterviews für ihre Master-Thesis. Auch sie wurde zum Ende des
Studiums schwanger und musste deshalb eine Schreibpause einlegen und die
Abschlussarbeit hintenanstellen. Nach dem Mutterschutz arbeitet sie in
Elternteilzeit von zu Hause aus und finalisiert ihre Master-Thesis. „Zwischenzeitig
wusste ich nicht mehr, wo mir der Kopf steht und wie ich das alles schaffen sollte,
aber Aufgeben war nie eine Option.“ Ihren Mastertitel erhält sie, als ihre Tochter
neun Monate alt ist. Arbeiten, Masterarbeit schreiben, wickeln und stillen – viele
fragen sie, wie das funktionieren kann. „Vielleicht fällt es mir etwas leichter, weil
ich durch die Mehrfachbelastung aus Beruf und Studium schon einen gewissen
Pegel gewohnt war. Wahrscheinlich war es aber vor allem die Tatsache, dass mir
mein Job und das Studium immer sehr viel Spaß gemacht haben. Gleichzeitig
hätte ich dafür nie auf eine Familie verzichten wollen. Es gibt nichts Schöneres,
als den Moment, in dem mich meine Tochter nach einem anstrengen Tag
anlacht.“

In Elternteilzeit arbeiten – das plant auch Sarah K. Sie wird unmittelbar im
Anschluss an das Master-Studium schwanger und macht sich Sorgen über ihre
berufliche Zukunft und die Reaktion ihres Arbeitgebers: „Zunächst war ich total
durcheinander, weil ich natürlich geplant hatte, noch ein bisschen zu arbeiten“,
erinnert sich die 29-Jährige. Hoch motiviert hatte sie gerade erst ihre neue
Aufgabe als Marketing-Referentin im Bereich Entwicklung und Konzeption
aufgenommen. „Ich fragte mich, was meine Vorgesetzten dazu sagen, wenn ich
in absehbarer Zeit ausfalle. Deshalb entschloss ich mich, nach dem Mutterschutz
wieder in Teilzeit anzufangen und suchte das Gespräch. Meine Vorgesetzten
haben mein Vorhaben sofort unterstützt. Auf diese Weise hoffe ich, meine
Karrierepläne trotz des kleinen Boxenstopps realisieren zu können.“ Das Kind
von Sarah K. soll im Juli dieses Jahres zur Welt kommen.