McKinsey machte mehr Geschäft bei der Bundeswehr als bekannt

Beratungsfirma bestätigt Beteiligung als
Unterauftragnehmer bei drei Projekten / Enge Kooperation mit
Rüstungsdienstleister IABG / Auch Joint-Venture von McKinsey erhielt
Aufträge

Berlin, 14. März 2019 – Die Beratungsfirma McKinsey war über
Unteraufträge an deutlich mehr Projekten bei der Bundeswehr beteiligt
als bislang bekannt. Wie das Wirtschaftsmagazin –Capital– vorab aus
seiner nächsten Ausgabe (Ausgabe 4/2019 / EVT 21. März) berichtet,
war McKinsey bei drei gemeinsamen Projekten mit dem
Rüstungsdienstleister IABG als Subauftragnehmer eingeschaltet und kam
dabei ohne öffentliche Ausschreibung zum Zuge. Die Fälle bestätigte
ein McKinsey-Sprecher gegenüber dem Magazin. Darüber hinaus war auch
eine weitere Beratungsfirma, an der McKinsey zur Hälfte beteiligt
ist, im Geschäft mit der Bundeswehr aktiv.

Aufträge an McKinsey galten als politisch heikel, nachdem
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die McKinsey-Partnerin
Katrin Suder Mitte 2014 zur Rüstungsstaatssekretärin gemacht hatte.
Auf gezielte Nachfrage von Abgeordneten hat das Wehrressort bis heute
lediglich einige wenige direkte Aufträge sowie einen konkreten
Unterauftrag an Suders früheren Arbeitgeber im Jahr 2015 mitgeteilt.

Nach Angaben des McKinsey-Sprechers schaltete die IABG die
Consultingfirma Ende 2016 bei einem Projekt zur geplanten Euro-Drohne
als Unterauftragnehmer ein. Auch bei einem Hubschrauberprojekt vergab
der Rüstungsdienstleister einen Subauftrag an McKinsey. In einem
dritten Fall wurde McKinsey nach eigenen Angaben im Jahr 2018 bei
einem Projekt zu den Führungs- und Waffeneinsatzsystemen auf Schiffen
der Marine als Subauftragnehmer beauftragt. Hauptauftragnehmer war
die McKinsey-Tochter Orphoz, die vom Beschaffungsamt der Bundeswehr
per Abruf aus einem 2017 an sie vergebenen Rahmenvertrag des Bundes
für IT-Strategien eingeschaltet wurde. Bei dem Marine-Projekt habe
Orphoz nach dem Auftrag durch das Beschaffungsamt dann McKinsey und
die IABG als Unterauftragnehmer eingeschaltet, erklärte der
McKinsey-Sprecher.

Darüber hinaus war McKinsey in den vergangenen Jahren auch über
ein gemeinsames Joint-Venture mit Lufthansa-Technik im
Verteidigungsbereich aktiv. Dabei handelt es sich um die Hamburger
Beratungsfirma Lumics, die darauf spezialisiert ist,
Instandhaltungsprozesse bei Verkehrsflugzeugen zu optimieren. Wie
Lumics auf –Capital—Anfrage bestätigte, war die Firma als
Unterauftragnehmer der IABG für die Hubschrauber-Task-Force
beteiligt. In einem weiteren Fall wurde die Firma nach eigenen
Angaben direkt von der Bundeswehr für ein Optimierungsprojekt an
einem Standort beauftragt.

Die IABG und das Verteidigungsministerium wollten sich auf
Nachfrage zu den Unteraufträgen an McKinsey und den Auftragsvolumina
unter Verweis auf Verschwiegenheitspflichten und Betriebsgeheimnisse
nicht äußern. Ein Ministeriumssprecher erklärte allgemein, McKinsey
sei ein „fachkundiges, leistungsfähiges und somit geeignetes
Unternehmen für öffentliche Aufträge“. Daher erfolge „weder eine
Bevorzugung noch ein pauschaler Ausschluss vom Wettbewerb“.

Der McKinsey-Sprecher erklärte, das Unternehmen habe durch den
Wechsel seiner früheren Partnerin Suder in die Leitung des
Verteidigungsministeriums „keinerlei Vorteile“ erhalten. Die Praxis,
Unteraufträge zu vergeben, sei im öffentlichen Sektor „üblich und vom
Auftraggeber gewollt“, um eine breite Expertise sicherzustellen. Zu
den Umsätzen von McKinsey mit Projekten bei der Bundeswehr wollte der
Sprecher keine Angaben machen. Zuletzt hatte die Bundesregierung die
Zahlungen des Wehrressorts an McKinsey auf Nachfrage im Bundestag
Ende Dezember auf „rund 7,5 Mio. Euro“ beziffert. Allerdings waren
bei dieser Summe keine Unteraufträge berücksichtigt. Dazu lagen nach
Darstellung der Bundesregierung „keine Zusammenstellungen“ vor.

Pressekontakt:
Thomas Steinmann, Redaktion –Capital–,
Tel: 030/220 74-5119
E-Mail: steinmann.thomas@capital.de
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