Meisterschulen am Ostbahnhof

Von den 360 zur Prüfung angetretenen Handwerkerinnen und Handwerkern, die im vergangenen Jahr in den Münchner Meisterschulen am Ostbahnhof die Schulbank gedrückt hatten, bestanden 326 die diesjährige Meisterprüfung. Dies entspricht einer Erfolgsquote von ca. 90 Prozent. Heute erhielten die neuen Spitzen- und Führungskräfte für das Münchner und oberbayerische Handwerk bei einer Feier im Alten Rathaus ihre Zeugnisse und wurden feierlich verabschiedet.
„Das hohe Qualifikationsniveau der Handwerksmeisterinnen und -meister ist die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg. Der Meisterbrief steht für Fachkompetenz, Unternehmertum, Arbeits- und Ausbildungsplätze“, betonte Handwerkskammerpräsident Heinrich Traublinger, MdL a. D., in seiner Rede. Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln belegt in einer Studie zu Bildungsrenditen in Deutschland eindrucksvoll, dass Absolventen der Aufstiegsfortbildung ein geringeres Arbeitslosigkeitsrisiko und eine bessere Bildungsrendite haben als Akademiker, berichtete Traublinger. „Es bereitet mir daher großes Kopfzerbrechen, dass eine kürzlich durchgeführte Forsa-Studie unter anderem zu dem Ergebnis kommt, dass das Berufsziel Selbstständigkeit bei den Jugendlichen kaum noch vorkommt. Ich möchte dringend an Sie appellieren, das Ziel, selbstständig ein Unternehmen zu leiten, für Ihre Karriere ins Auge zu fassen.“, sagte der Kammerpräsident in Richtung der Jungmeisterinnen und -meister. Von der Bundesregierung forderte der Kammerpräsident aufzupassen, damit die Schuldenkrise im Euro-Raum nicht zu einer Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen im heimischen Mittelstand führe. Traublinger: „Die Handwerkskammer hat sich vehement gegen die Vorschläge der Europäischen Union ausgesprochen, die nationalen Einlagensicherungssysteme der Banken durch ein europaweit einheitliches Sicherungssystem zu ersetzen. Letztendlich würde das dazu führen, dass mit dem Geld der deutschen Anleger und Sparer die maroden Banken in Europa gestützt werden. Das würde die Leistungsfähigkeit des heimischen Bankensystems mit Sparkassen und Genossenschaftsbanken massiv und auch zum Nachteil des Handwerks beeinträchtigen.“
Schulleiter Georg Junior machte in seiner Rede deutlich, dass man die jungen Handwerker nicht nur auf das erfolgreiche Bestehen der Meisterprüfung vorbereitet, sondern ihnen darüber hinaus noch viele Zusatz-Qualifikationen mitgegeben habe, die sie für eine erfolgreiche berufliche Zukunft in Führungspositionen und nicht zuletzt auch als selbstständige Unternehmer benötigen. „Mit dem Meistertitel in der Tasche verfügen Sie über die besten Grundlagen für eine erfolgreiche berufliche Zukunft“, lobte der Oberstudiendirektor die Jungmeisterinnen und -meister. Junior hob die durch die Handwerkskammer geschaffenen, sehr guten Ausbildungsbedingungen hervor. „Durch den Neubau und die Neuausstattung der Schule sind die Lernbedingungen 2010 technisch und räumlich auf den neuesten Stand gebracht worden. 2012 hat die Kammer wiederum ein Investitionsprogramm für Ergänzungen und Modernisierungen in den Werkstätten auf den Weg gebracht. Einen herzlichen Dank dafür an die Handwerkskammer.“ Die Stadt München versorgt die Meisterschulen mit hervorragenden Lehrkräften. Unterrichtsausfall sei an den Meisterschulen ein Fremdwort, betonte der Schulleiter.
Als Vertreterin der Landeshauptstadt erklärte Stadträtin Beatrix Burkhardt: „Die Meisterschulen sind ein gutes Beispiel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit von Schule und Handwerk. Hier liegt ein aufeinander abgestimmtes Konzept vor, das den Schülerinnen und Schülern einerseits klar macht, dass es sich lohnt zu lernen und bei einer Aufgabe zu bleiben und das ihnen gleichzeitig den notwendigen Rückhalt in einer immer spezialisierteren Arbeitswelt gibt. Der Erwerb von Sozialkompetenzen, wie Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen sind in den Meisterschulen ebenso wichtig wie die fachliche Qualifizierung in den einzelnen Arbeitsfeldern.“
Das Durchschnittsalter der diesjährigen Meisterschüler liegt bei 25 Jahren. Die meisten stammen aus München und Oberbayern; unter ihnen sind auch 18 mit ausländischen Wurzeln, u.a. aus Kroatien, der Türkei, Portugal, Vietnam und Italien. Knapp 62 Prozent finanzierten ihre Weiterbildung über das Meister-BAföG. 35 Prozent planen, sich früher oder später selbstständig zu machen. Im Einzelnen bestanden 109 Elektrotechniker, 36 Friseure, 22 Feinwerkmechaniker, 17 Informationstechniker, 84 Installateure und Heizungsbauer, 14 Landmaschinenmechaniker, 23 Metallbauer (Schlosser) und 21 Zahntechniker ihre Meisterprüfungen. Das beste Abschlusszeugnis erhielt Elektrotechnikermeister Daniel Norbach mit einem Notenschnitt von 1,13.

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