Messaktion „Decke auf, wo Atmen krank macht“: Deutsche Umwelthilfe belegt gesundheitsschädliche Diesel-Abgaswerte in 167 Städten

Messaktion „Decke auf, wo Atmen krank macht“: Deutsche Umwelthilfe belegt gesundheitsschädliche Diesel-Abgaswerte in 167 Städten
 

– DUH hat mit Bürgerinnen und Bürgern Luftqualität abseits offizieller Messstationen gemessen: Laborauswertung zeigt an 94 Prozent aller Messorte gesundheitsschädliche Atemluft; 95 Messorte mit Werten oberhalb des neuen NO2-Jahresmittelgrenzwerts
– Pforzheim mit höchster gemessener Luftbelastung, besonders hohe Werte auch in Städten ganz ohne offizielle, verkehrsnahe Messstation wie Ulm, Hamm, Bergisch-Gladbach, Fürth, Dinslaken oder Aschaffenburg
– DUH fordert wirksame Luftreinhaltefahrpläne in allen betroffenen Kommunen und kündigt notfalls Klagen an

Nachdem die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im Oktober 2025 gemeinsam mit hunderten Bürgerinnen und Bürgern die Belastung der Atemluft mit dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) gemessen hat, steht fest: 94 Prozent aller Messpunkte weisen gesundheitsschädliche NO2-Konzentrationen oberhalb des Richtwerts der Weltgesundheitsorganisation von 10 µg NO2/m³ auf. An 95 Messpunkten lag die Luftbelastung sogar oberhalb des ab 2030 geltenden Jahresmittelgrenzwerts von 20 µg NO2/m³. Der höchste gemessene Wert stammt aus der Hohenzollernstraße in Pforzheim mit 30,2 µg/m³. Weitere auffällige Überschreitungen abseits offizieller Messstationen fanden sich unter anderem in Gelsenkirchen (Ringstraße mit 28,6 µg/m³), Düsseldorf (Auf m Hennekamp mit 27,2 µg/m³), Köln (Hohenstaufenring mit 27,1 µg/m³), Nürnberg (Neutorgraben mit 27,0 µg/m³), Essen (Helbingstraße mit 26,8 µg/m³) und Offenbach (Kaiserstraße mit 26,2 µg/m³). Alle Messpunkte sind ab sofort in einer interaktiven Abgasalarm-Karte einsehbar: www.duh.de/abgasalarm

Die betroffenen Kommunen sind nun verpflichtet, Luftreinhaltefahrpläne zu erstellen, um die neuen Grenzwerte bis 2030 einzuhalten. Die DUH fordert sie auf, möglichst schnell wirksame Maßnahmen vorzulegen. Dazu zählen beispielsweise die Einführung von Tempo 30, eine Ausbauoffensive für Bus und Bahn, ein durchgängig sicheres und attraktives Radverkehrsnetz und eine flächendeckende Parkraumbewirtschaftung.

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH: „Tausende Bürgerinnen und Bürger haben uns Orte gemeldet, an denen sie besonders hohe Luftverschmutzung vermuten. Hunderte haben mit unserer Hilfe selbst nachgemessen und sie haben Recht behalten: Wir haben in Deutschland noch immer ein flächendeckendes Diesel-Abgasproblem. Die EU hat erstmals auch Luftreinhaltepläne vorgeschrieben, schon bevor der Grenzwert scharfgeschaltet wird. Doch das bringt nur dort etwas, wo es eine der bundesweit 287 verkehrsnahen Messstationen für Stickstoffdioxid gibt – oder dort, wo Umweltverbände wie wir das Problem aufzeigen. Überall dort, wo die Städte keine ausreichenden Pläne zur Verbesserung der Luftqualität erstellen, werden wir dies auf dem Klageweg durchsetzen. Beim alten Grenzwert für das Dieselabgasgift Stickstoffdioxid hat es 14 Jahre lang gedauert, bis dieser flächendeckend eingehalten wurde – diesmal werden wir sicherstellen, dass die neuen Grenzwerte so schnell wie möglich eingehalten werden.“

Für die bundesweite Messaktion kamen an knapp 400 Messstellen sogenannte Passivsammler zum Einsatz. Die Messaktion zeigt, dass auch Städte ohne offizielle Messstation Belastungen deutlich oberhalb des neuen NO2-Grenzwertes aufweisen. Dazu gehören Schwäbisch Gmünd, Neuburg an der Donau, Fürth, Hamm, Ravensburg, Langenfeld im Rheinland, Neu-Isenburg, Laufen, Dinslaken, Füssen sowie Bergisch Gladbach. In all diesen Städten würden aufgrund fehlender offizieller Messstationen keinerlei Maßnahmen gegen die gesundheitsschädliche Luftverschmutzung ergriffen werden. In einigen Städten gibt es lediglich Messstationen am Stadtrand oder in Grünanlagen – Hotspots mit starker Luftverschmutzung wurden erst durch die DUH-Messaktion erfasst. Das ist beispielsweise in Unna, Ulm, Lüneburg, Aschaffenburg, Kehl am Rhein, Schwäbisch Hall, Schwerte und Biberach der Fall. Hier lagen die Werte zwischen 20 und 28 µg/m³.

Vor allem Berlin hat ein Problem mit dem Dieselabgasgift NO2: Obwohl dort an jedem Messpunkt gesundheitsschädliche NO2-Konzentrationen ermittelt wurden, sollen zahlreiche Luftreinhaltemaßnahmen aufgehoben werden. Besonders problematisch ist die Luftqualität an vielen Hauptstraßen, wo Verkehrssenatorin Bonde bestehende Tempo-30-Anordnungen abschaffen will. Dazu gehören die Hermannstraße, die Stromstraße, die Torstraße, die Saarstraße, die Albrechtstraße sowie die Elsenstraße.

Hintergrund:

Das Messverfahren der DUH mit Passivsammlern wird auch von Bundesländern für die offizielle Luftqualitätsüberwachung eingesetzt. Die Analyse der Proben ist durch das akkreditierte Schweizer Labor Passam AG erfolgt.

Link:

Interaktive Karte mit den Messergebnissen: https://www.duh.de/abgasalarm

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3949170, resch@duh.de

Robin Kulpa, Stellvertretender Bereichsleiter Verkehr und Luftreinhaltung
030 2400867-751, kulpa@duh.de

DUH-Newsroom:
030 2400867-20, presse@duh.de

www.duh.de

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