Der zunehmend stürmische Wind des Wandels in den
nordafrikanisch-arabischen De-facto-Diktaturen fegt den nächsten
Despoten aus dem Sattel. Mit „Pharao“ Husni Mubarak fällt allerdings
ein deutlich gewichtigerer Repräsentant und Nutznießer der hiesigen
Machtstrukturen als es Tunesiens Ben Ali war – bedeutender schon der
schieren Größe seines Landes wegen, aber auch aufgrund der stabileren
Verwurzelung seines Herrschaftssystems in den heimischen Eliten,
allen voran Armee, Geheim- und Sicherheitsdienste. Scheinbar
stabileren, muss man nun hinzufügen, denn wie in Tunesien hat sich
das Militär – das auch zu früheren Zeiten in Arabien und Afrika die
Machthaber machte und stürzte – letztlich gegen das Staatsoberhaupt
gewandt. Vom Volk vor die Alternative gestellt, seine berechtigten
Wünsche zu akzeptieren oder sich offen als Unterdrückungsinstrument
einer herrschenden Clique zu bekennen, wich die Armee der ansonsten
unvermeidlichen Gewaltorgie aus. Nicht nur, um Loyalitätskonflikte
mit der Bevölkerung und in den eigenen Reihen zu vermeiden, sondern
wohl auch, um das eigene Pulver für die anstehende Neuordnung trocken
zu halten. Aus eben diesem Grunde allerdings ist der Sturz des
Despoten zwar nicht der geringste, sicherlich aber nur der erste
Schritt auf dem Weg zu einer wirklichen Demokratisierung Ägyptens –
und er wird einer der leichtesten gewesen sein. Denn wie wiederum das
Beispiel Tunesien zeigt, ist es mit dem revolutionären Akt längst
nicht getan. Für den Aufbau wirklich demokratischer Strukturen jedoch
mangelt es in Tunesien wie Ägypten, aber auch in allen anderen nun
hoffnungsvoll auf diese Vorreiter blickenden Nachbarstaaten an nahezu
allem, was dafür notwendig wäre – vor allem einer organisierten
Opposition. Dafür gibt es etablierte Eliten, die sich auch in neuen
Umgebungen einzurichten wissen werden. Gleichwohl steigt nun der
Druck im islamischen Halbmond um das Mittelmeer weiter. Der Wunsch
nach Freiheit und besserem Leben ist eben noch ansteckender, wenn
andere erfolgreich vormachen, wie man ihn einer sich im Inneren
unangreifbar wähnenden Despotie abtrotzt. Tunis, nun Kairo – dabei
wird es kaum bleiben.
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