Man kann sehr schön vor Ort beobachten, welche
Folgen die von den Bürgern durchaus gewollte Energiewende eben auch
zeitigt – und nicht nur an der wegen der Öko-Subventionen ständig
steigenden Stromrechnung. Mais-Monokulturen, großflächige
Scheunendach- und Ackerboden-Solarfarmen, Biogasanlagen, allerorten
aus dem Boden sprießende Windkraftanlagen und anderes mehr machen
sehr anschaulich, was dezentral produzierte alternative Energien für
Landschaftsbilder bedeuten, die bisher höchstens von dem einen oder
anderen Groß- oder Atomkraftwerk verschandelt wurden. Und sie sorgen
für Unmut in der Nachbarschaft. Klar möchte jeder gern grünen Strom,
aber bitte nach Möglichkeit nicht vor der Haustür produziert oder
durchgeleitet. Da geht es den erneuerbaren Energien wie jeder anderen
Infrastrukturmaßnahme. Gleichzeitig drohen sie zurzeit an ihrem von
der recht planlosen Subventionierei ausgelösten Erfolg geradezu zu
ersticken: Längst wird in Spitzenzeiten mehr Ökostrom produziert, als
die vorhandenen Netze überhaupt vertragen können. Was gleich zu
mehreren absurden Situationen führt, unter anderem aber der doch
recht bedrohlichen, dass tatsächlich die Versorgungssicherheit in
Gefahr zu geraten droht. Bislang war das Wort „Blackout“ hierzulande
jedenfalls unbekannt. Getoppt wird das ganze vom deutschen
Föderalismus, der selbstverständlich nicht vor der Energiewende
haltmacht. Weswegen wir gleich 17 davon – im Bund und in jedem
einzelnen Bundesland mit ihren doch teils sehr unterschiedlichen
Interessen – planen und realisieren. Der gestrige Energiegipfel im
Kanzleramt brachte da nicht mehr als den vermutlich recht frommen
Wunsch, dass man das Thema doch nicht kontrovers, sondern kooperativ
bewältigen wolle. In der Tat: Ohne Kompromisse hier und Abstriche
dort wird es nicht gehen, auch so bleiben die Ziele ehrgeizig genug.
Noch ist nicht abzusehen, wie ein Zusammenraufen aussehen könnte.
Teuer wird es so oder so, Streit bis auf kommunale Ebene und unter
Nachbarn wird unvermeidbar bleiben. Die Energiewende ist ein
Jahrhundertprojekt – erst jetzt merken die meisten Beteiligten
langsam, worauf man sich da eingelassen hat. Auch die Bürger.
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Christoph Pepper
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