Mitarbeiter: das größte Kapital des Unternehmens

Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit, Motivation. Diese und andere Qualitäten stehen so gut wie in jeder Bewerbung, die der Arbeitgeber im Postkasten findet. Dennoch ist es schwer wie noch nie qualifizierte Mitarbeiter für das Unternehmen zu finden. Was genau ist das Problem? Wie kann es sein, dass bei so vielen freien Arbeitsplätzen es so viele Menschen gibt, die von Arbeitslosigkeit betroffen sind?

Zurzeit liegt die Arbeitslosigkeit in Deutschland bei 4,7%, wobei es nur Menschen gezählt werden, die absolut keinen Job haben. Selbst Menschen, die einen Minijob ausüben und üppig aufstocken müssen, werden nicht dazu gezählt. Von 20 Menschen im erwerbsfähigen Alter ist ein Mensch also arbeitslos. Laut dem statistischen Bundesamt gibt es verschiedenste Gründe für die Arbeitslosigkeit, Krankheit und familiäre Gegebenheiten stehen in der Liste ganz weit vorne. Aber es gibt erschreckend viele Menschen, die nicht arbeiten, weil sie glauben, es gäbe keine Arbeit. Bei diesem Satz schlagen Arbeitgeber, die händeringend nach Personal suchen, die Hände über den Kopf zusammen.

„Ich finde einfach keine geeigneten Arbeitnehmer!“ – so der Chef eines handwerklichen Betriebs. „Trotz den vielen Bewerbungen muss ich ständig Bewerber ablehnen, weil sie einfach nicht geeignet für diese Arbeit sind. Teilweise fehlen grundlegende Kenntnisse trotz der vorhandenen Ausbildung!“

 

Auch Ausbildungsplätze bleiben unbesetzt. Paradox, denn junge Menschen haben große Mühe einen Ausbildungsplatz zu finden. Teilweise ist es kaum möglich, einen Ausbildungsplatz mit einem Realschulabschluss zu bekommen. Mit einem Hauptschulabschluss erscheint es nahezu unmöglich.

Eine junge Frau erzählt. „Ich habe mich bei über 50 Betrieben beworben, um Einzelhandelskauffrau oder Bürokauffrau zu werden. 50 Mal wurde ich abgelehnt, offensichtlich war mein Realschulzeugnis nicht gut genug. Dann bin ich in den sozialen Bereich gegangen und habe die Ausbildung als eine der besten im Jahrgang abgeschlossen. Ein ganzes Jahr Zeit habe ich dennoch verloren.“

 

Wie findet man also geeignete Bewerber, und worauf muss man achten?

Für die Arbeitgeber gibt es Hilfestellungen. Einige Unternehmen haben sich darauf spezialisiert, geeignete Fachkräfte für die Betriebe zu finden. Dafür gibt verschiedene Anbieter, unter anderem die Agentur für Employer Branding und Arbeitgebermarketing, die sich unter anderem auf die korrekte Stellenausschreibung ideal gestalten. Häufig scheitert es bereits an der Stellenausschreibung, es werden falsche Menschen angesprochen, während für spezialisierte und motivierte Fachkräfte zu wenig Anreiz in der Ausschreibung zu entnehmen ist.

Leider sind aber auch Bewerbungen oft nicht aussagekräftig. Es gibt unzählige Berater, Bücher und Internetseiten, die den Bewerbern erklären was sie schreiben sollen, und wie sie es tun sollen. Die meisten Bewerbungen sehen sich ähnlich, es stehen dieselben Floskeln drin und die Fotos sehen alle gleich aus. Wie soll der Arbeitgeber sich entscheiden?

Ein persönliches Gespräch ist die halbe Miete

Ein mittelmäßiges oder gar unterdurchschnittliches Schulzeugnis sagt häufig sehr wenig über die Bewerber aus. Gerade in den jungen Jahren durchlebten die Menschen eine Sturm- und Drangzeit, was allerdings nicht zwingend etwas über die Leistungsfähigkeit aussagt. Daher ist es nicht ratsam, das Schulzeugnis als ein alleiniges Ausschlusskriterium auszuwählen. Unterdurchschnittliche Noten können in manchen Fällen aus Unterforderung, Mobbing oder bestimmten Lebenssituationen entstanden sein. Einige Menschen brauchen einen Sinn um zu lernen und blühen erst im Beruf richtig auf. Der Arbeitgeber sollte sich die Bewerber in einem persönlichen, kreativen Gespräch genau ansehen. Das Bauchgefühl spielt dabei eine große Rolle.

Bewerber sollten eine Chance haben, sich persönlich vorzustellen: auch wenn die schriftliche Bewerbung nicht ideal den Anforderungen passt. Bildernachweis

Wir haben einige Unternehmen erlebt, die ausschließlich beste Schüler oder Auszubildende zu den Vorstellungsgesprächen eingeladen haben und die Stelle am Ende immer wieder unbesetzt blieb. Im Gespräch entpuppte sich der perfekte Bewerber als total in sich gekehrt, verfügte über niedrige soziale Kompetenzen oder nahm die Stelle letztendlich gar nicht an, während anderen Bewerbern bereits abgesagt wurde. Auch längere Berufspause muss nichts über die Kompetent des Bewerbers aussagen: gerade junge Menschen benötigen etwas Zeit für die Selbstfindung und Motivation, dies soll ihnen nicht zum Verhängnis werden.

Das Gesamtbild muss stimmig sein

Am besten erfasst man das Bild des Bewerbers durch ein kurzes Praktikum. Auch wenn es mit sehr viel Aufwand verbunden ist: nur durch mehrere gemeinsame Stunden mit dem potenziellen Mitarbeiter kann der Arbeitgeber und zukünftige Kollegen erahnen, ob der Mensch in das Team passt. Letztendlich gibt es den perfekten Bewerber nicht. Aber es gibt genug Menschen, die zu perfekten Kollegen werden können, wenn man nicht versucht, sie in ein vorgefertigtes, starres Schema hineinzuzwingen.