Es ist 30 Jahre her, dass am 20. November 1989 die Vereinten 
Nationen die Kinderrechtskonvention verabschiedeten. Die Vertragsstaaten, heißt 
es dort, „gewährleisten in größtmöglichem Umfang das Überleben und die 
Entwicklung des Kindes“. Das klingt wie Hohn angesichts der Ergebnisse einer 
unlängst vom UN-Kinderhilfswerk Unicef veröffentlichten Studie: 200 Millionen 
Babys und Kinder im Kindergartenalter weltweit sind durch schlechte oder 
unzureichende Ernährung gefährdet. Anders gesagt: 33 Prozent aller 
Unter-Fünfjährigen auf der Erde sind krank oder können es jederzeit werden, weil
sie zu wenig oder das falsche Essen bekommen. Die Gründe dafür lesen sich wie 
ein Best-of all dessen, was auf der Welt falschläuft. Da sind die Kriege und 
Krisen, die Armut und Mangel in den ärmsten Ländern der Erde weiter 
verschlimmern: Allein in den Hilfseinrichtungen von Afghanistan über Jemen und 
Nigeria bis Südsudan mussten Unicef und ihre Partnerorganisationen 2018 mehr als
3,4 Millionen massiv unterernährte Kinder behandeln. Da ist die Ineffzienz der 
Lebensmittelproduktion – etwa 14 Prozent aller weltweit produzierten 
Lebensmittel schaffen es nicht einmal in den Handel – und gleichzeitig die 
Lebensmittelverschwendung: Weltweit landen nach Schätzungen der 
Weltgesundheitsorganisation pro Jahr etwa 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel im 
Müll. Die Nahrungsmittelproduktion in ihrer derzeitigen Form ist darüber hinaus 
– gerechnet entlang der gesamten Produktionskette – für rund 37 Prozent der 
globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich, schätzt der Weltklimarat. Was 
die Probleme verschärft: Klimawandel und Erderwärmung führen zu häufigeren 
Extremwetterlagen, was wiederum unter anderem zu Ernteausfällen führt. Und dann 
ist da noch die Industrie, die mit einem immer größeren Angebot an billigen, 
hochkalorischen, aber nährstoffarmen Produkten die Lebensmittelmärkte 
überschwemmt: 42 Prozent aller Schulkinder trinken täglich Soft Drinks, 46 
Prozent essen mindestens einmal in der Woche Fast Food. Die armen Kinder in 
Afrika waren lange das Gesicht der Ernährungskrise dieser Welt. Sie sind es noch
immer, aber sie sind längst nicht mehr allein. So werden beispielsweise nur zwei
von fünf Säuglingen im Alter von unter sechs Monaten ausschließlich gestillt, 
heißt es im Unicef-Report – und das, obwohl Muttermilch erwiesenermaßen das 
beste und gesündeste Lebensmittel für die Kleinsten ist. Stillen, schreiben die 
Forscher, könnte jährlich das Leben von 820 000 Kindern weltweit retten. 
Stattdessen steigen die Verkaufszahlen von Babymilchpulver: Zwischen 2008 und 
2013 um 41 Prozent weltweit. Und das nicht nur in Entwicklungsländern: In 
Ländern wie Brasilien, China und der Türkei stiegen die Verkaufszahlen sogar um 
72 Prozent. Wer es ernst meint damit, dass Kinder ein Recht auf Leben und 
Überleben haben, der muss zu allererst gegen Hunger und Fehlernährung angehen. 
Global mit Aufklärungs- und Hilfsprogrammen, um Eltern in die Lage zu versetzen,
ihre Kinder zu ernähren – und zwar nicht nur irgendwie, sondern gesund. Aber 
auch direkt hier in Deutschland: Im Supermarkt, mit klaren Kennzeichnungen für 
nachhaltig produzierte, gesunde und nährstoffreiche Lebensmittel. Mit positiven 
Anreizen für Unternehmen, die sich für eine Versorgung mit umwelt- und 
ressourcenschonenden, qualitativ hochwertigen und dennoch erschwinglichen 
Lebensmitteln einsetzen. Mit Ernährungsprogrammen von der Krippe bis zur Uni, 
die schon die Jüngsten dafür sensibilisieren, dass Pommes mit Ketchup kein gutes
Mittagessen sind. Mit sinnvollen Verwertungsmaßnahmen für nicht verkäufliche 
Lebensmittel. Und, wo notwendig, auch mit Boykott und Sanktionen. Es darf sich 
nicht mehr lohnen, für den Profit einiger weniger die Gesundheit von Millionen 
Kindern zu riskieren.
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