Mittelbayerische Zeitung: Dauerpatient Griechenland Kommentar zur Schuldenkrise

Es waren eigentlich gute Nachrichten, die
EU-Währungskommissar Olli Rehn am Freitag verkünden konnte: Die
europäische Wirtschaft befindet sich nach der tiefsten Rezession
ihrer Geschichte wieder eindeutig auf Wachstumskurs. Schon bald hat
die Gemeinschaft wieder das Niveau erreicht, das sie vor der Krise
hielt. Dennoch kann von Jubelstimmung nicht die Rede sein. Die
Schuldenkrise ist noch immer akut. Zwar sinkt das öffentliche Defizit
kontinuierlich, doch die Gefahr ist längst nicht gebannt.
Griechenland wird die Europäische Union noch eine ganze Weile
beschäftigen. Wenn die Finanzminister des Euroraumes am Montag in
Brüssel aufeinandertreffen, steht das Hilfspaket für Portugal im
Mittelpunkt. Da nun auch Finnland grünes Licht signalisiert hat,
dürfte der Annahme des Programms nichts mehr im Wege stehen. Damit
ist Lissabon erst einmal aus dem Schneider. Und das ist gut so, denn
der größte Problemkandidat ist nach wie vor Griechenland. Zwar gelang
dem südosteuropäischen Land überraschenderweise ein
Mini-Wirtschaftswachstum in diesem Quartal. Doch gleichzeitig wird
die Schuldenlast immer erdrückender. Es zeichnet sich deutlich ab,
dass Athen ein weiteres Hilfspaket benötigt. Und daran sind nicht
allein böse Investoren oder sparunwillige Griechen Schuld. Das
Geheimtreffen einiger ausgewählter Finanzminister vom vergangenen
Freitag hat die Spekulationen erst angeheizt. Sicher, eine
Entscheidung über neue Milliardenhilfen darf nicht übers Knie
gebrochen werden. Aber ein zu langes Zögern kann sich die Europäische
Union auch nicht leisten. Wie teuer das werden kann, hat sich im
vergangenen Jahr gezeigt. Griechenland muss endlich dauerhaft kuriert
werden.

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