Mittelbayerische Zeitung: Druck ausüben Kommentar zum europaweiten Stresstest für Atommeiler

Fast sah es so aus, als habe Europa den Schock
von Fukushima vorschnell verdaut. Erklärten sich die Staaten kurz
nach dem Unglück noch dazu bereit, ihre Atommeiler einer
Sicherheitsüberprüfung zu unterziehen, schien dieser Eifer zwei
Monate später wieder abgeflaut. In zähen Verhandlungen feilschten die
Staaten um jedes einzelne Wort im Kriterienkatalog. Jetzt hat es doch
noch eine Einigung gegeben. Zwar erweisen sich die Tests lascher als
erhofft – trotzdem sind sie besser als nichts. Bedauerlich ist
hingegen, dass die Tests nicht verpflichtend sein werden. Außerdem
ist nach wie vor unklar, was bei einem negativen Ergebnis geschehen
wird. Brüssel sind in diesem Fall die Hände gebunden, man kann nur
darauf hoffen, dass die betroffenen Staaten ihre Meiler nachrüsten
oder abschalten. Hier rächt es sich, dass Atomenergie im
Kompetenzbereich der Mitgliedsstaaten liegt. Was die Tests taugen,
wird sich erst an den Konsequenzen ablesen lassen. Wichtig ist
deshalb, dass die EU Druck auf jene Länder ausübt, deren AKWs
Defizite aufweisen. Schließlich wäre bei einem Nuklearunfall der
ganze Kontinent betroffen.

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