Mittelbayerische Zeitung: Eine Frage der Gewichtung

Von Christian Kucznierz, MZ

Die Unesco-Chefin hat Recht: Was der IS in Mossul und jetzt in
Nimrud macht, ist Barbarei. Aber Kriegsverbrechen verüben die Milizen
des „Islamischen Staats“ nicht erst und nicht allein mit der
Zerstörung von einzigartigen Kulturgütern. Sondern schon mit dem
Abschlachten von Gefangenen, ethnischen Minderheiten,
Andersgläubigen, Frauen und Kindern. Sie verüben Gräueltaten vor
laufender Kamera. Kriegsverbrechen, die es zu ahnden gälte, gibt es
jeden Tag in allen Konfliktherden dieser Welt. Erst diese Woche
warfen Truppen des syrischen Machthabers Assad wieder Fassbomben ab,
Sprengkörper, die streuen und nicht nur die Ziele treffen, die sie
treffen sollten. Am Freitag ermordete Boko Haram in Nigeria knapp 100
Menschen, weil sie sich weigerten, sich den Islamisten anzuschließen.
Es ist tragisch, dass es im Zweifel Verbrechen wie die Zerstörungen
in Mossul oder Nimrud sind, die die Welt aufrütteln, und nicht das
tägliche, tausendfache Leid der Menschen.

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