Mittelbayerische Zeitung: Es regiert die Angst / Kommentar zur Amtseinführung des neuen US-Präsidenten Donald Trump

Nicht der Sieg einer Partei, sondern eine Feier
unserer Freiheit – mit diesen Worten läutete John F. Kennedy vor 56
Jahren seine Präsidentschaft ein. Am Tag der Amtseinführung Donald
Trumps klingen diese Worte seltsam fern. Erstmals in der Geschichte
der USA gibt es Menschen, die nicht die Freiheit feiern, sondern
fürchten, Freiheiten könnten eingeschränkt, vielleicht sogar
abgeschafft werden. Millionen junger Latinos, die als Kinder in die
USA kamen, haben Angst, deportiert zu werden. Muslime sorgen sich,
wie Kriminelle in einem Register erfasst zu werden. Frauen fürchten,
sie könnten das Sagen über ihren eigenen Körper verlieren. Schwarze
sorgen sich um Polizeigewalt sowie ihren freien Zugang zur Wahlurne.
Journalisten bereiten Angriffe auf die Pressefreiheit schlaflose
Nächte. Nichts von alldem ist normal. Wie auch im Verhältnis Trumps
zum Rest der Welt die Brüche unverkennbar sind. Statt multilateraler
Zusammenarbeit will Trump zu einer Großmachtpolitik des 19.
Jahrhunderts zurückkehren. Er sucht nicht die Wertegemeinschaft mit
anderen Demokratien, sondern bewundert Autokraten. Einige Menschen
hoffen nun darauf, Trump werde sich „einhegen“ lassen. Andere reden
sich ein, er meine bestimmt nicht alles so, wie er es gesagt habe.
Sehr verbreitet ist auch die Hoffnung, Trump werde vorzeitig des
Amtes enthoben. Eines muss aber klar sein: Europa kann es sich nicht
leisten, auf Wunder zu hoffen. Wenn die „alte Welt“ nicht ihren
Einfluss, Wohlstand und Sicherheit riskieren will, kann die Devise am
Tag der Amtseinführung nur lauten: Zusammenrücken!

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