Europas Nerven sind zum Zerreißen gespannt.
Während die Union mit vereinten Kräften versucht, ihre Landsleute aus
Libyen zu evakuieren, prophezeit Italien einen Massenansturm von
Flüchtlingen. Der Bundesinnenminister hat Recht, wenn er vor
Panikmache warnt. Denn tatsächlich ist der „Worst Case“ noch nicht
eingetreten. Bisher hat sich kein einziger Flüchtling aus Libyen
Richtung Lampedusa aufgemacht. Dennoch: Der sture Verweis
Deutschlands, man habe sein Soll bei der Flüchtlingsaufnahme längst
erfüllt, kommt als kleinliche Erbsenzählerei daher. Falls es vor den
Toren der EU wirklich zur humanitären Katastrophe kommt, wird Europa
handeln müssen. Die Union muss sich jetzt darauf vorbereiten. Europa
ist dramatisch im Rückstand. Seit über 15 Jahren weiß man um die
Dramen, die sich immer wieder im Mittelmeer abspielen. In der
Hoffnung auf ein besseres Leben versuchen tausende Flüchtlinge in
klapprigen Booten Lampedusa oder Malta zu erreichen. Nach Aussagen
von Nichtregierungsorganisationen haben dabei bislang rund 16 000
Migranten den Tod gefunden. Zuerst hat die EU dem Treiben zugesehen,
dann hat sie ihre Grenzen mithilfe von Frontex sowie fragwürdigen
Abkommen mit Diktatoren abgeschottet. Ein auf ein Jahr befristeter
Schutz für die fliehenden Menschen, wie es die EU-Kommission in
Betracht zieht, ist eine gute Lösung. Langfristig braucht die Region
aber eine wirtschaftliche Perspektive. Hier muss die EU endlich
handeln.
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