Mittelbayerische Zeitung: Freiheit für Flipper

Hunde gehören nicht an die Kette, Löwen gehören
nicht in den Käfig und Delfine gehören nicht in den Zoo. Eigentlich
weiß das jeder. Auch der Chef des Nürnberger Tierparks, Dag Encke.
Zumindest müsste er es wissen. Schließlich sind ihm in den
vergangenen Jahren Delfin-Junge reihenweise unter den Händen
weggestorben. Dennoch hat sich der renommierte Zoodirektor dazu
entschlossen, für beachtliche 24 Millionen Euro eine neue
Delfin-Lagune hinzustellen – obwohl Delfinarien landauf landab längst
Auslaufmodelle sind. Warum? Machen wir uns nichts vor: Ein Tierpark
ist längst keine Bühne mehr für exotische Zwei- und Vierbeiner,
sondern ein knallhart kalkulierendes Wirtschaftsunternehmen. Und
offenbar ist man nach dem Umzug von Eisbärin Flocke nach
Südfrankreich der Meinung, eine neue Attraktion zu brauchen, um mehr
Besucher anzulocken. Mit anderen Worten: Die Lagune soll eine
Geldmaschine werden und Flipper die Kasse klingeln lassen. So einfach
ist das. Dies zu ignorieren und – mehr noch – die Lagune als
„wichtigen Beitrag zum Artenschutz“ zu bezeichnen, wie dies gestern
Bayerns Umweltminister Markus Söder getan hat, ist eine Verhöhnung
der gefangenen Kreatur. Dass Delfine in Freiheit täglich bis zu
hundert Kilometer weit schwimmen und dabei bis zu 300 Meter tief
tauchen, hat er offenbar noch nicht gehört.

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